Debatte um Hühnerhaltung in Wohngebiet in Kempen „Kein Haustierverbot für Kinder“

Kempen · Sollte man in einem reinen Wohngebiet Hühner halten dürfen? Der Kempener Ratsherr Jeyaratnam Caniceus meint: Ja.

Ratsherr Jeyaratnam Caniceus sieht im Umgang mit Tieren viele Vorteile für Kinder und deren Entwicklung.

Foto: Marc Schütz

(biro) In der Debatte um die Haltung von drei Hühnern in einem Wohngebiet in Kempen ruft die ökologisch-demokratische Partei – Bürgerinitiative Kempen (ÖDP-BIKK) zu mehr Kinder- und Tierfreundlichkeit auf. Die Haltung der drei Hühner werde nicht gewerblich betrieben, die Hühner seien als Haustiere für das Kind zu betrachten, teilte Jeyaratnam Caniceus, Ortsvorsitzender der ÖDP-BIKK in Kempen und Ratsherr im Kempener Stadtrat, am Freitag mit.

Hintergrund: In Kempen hatten sich Nachbarn bei der Stadt über den Lärm durch Hühner in einem Privatgarten beschwert. Der Garten liegt im Wohngebiet An der Kreuzkapelle, der dort geltende Bebauungsplan schließt Anlagen zur Kleintierhaltung aus. Entsprechend verlangt die Stadt von einer Familie, die dort drei Hühner hält, die Abschaffung des Stalls. Die Familie zieht in Erwägung, den Klageweg vor dem Verwaltungsgericht zu beschreiten.

Das Wohngebiet ist relativ neu, der Bebauungsplan trat 2012 in Kraft. Nach Caniceus‘ Einschätzung ist der Plan an die heutige Zeit anzupassen: „Es mag richtig sein, dass der aktuelle Bebauungsplan die Haltung von Kleintieren im Außenbereich nicht erlaubt.“ Dies sei aber nicht unverrückbar festgeschrieben. Kinder sollten mit Kleintieren aufwachsen können, hieß es am Freitag von der ÖDP-BIKK. Angesichts des Artensterbens sei es „auch ein pädagogischer Auftrag der Stadt, die Kinder ein Gefühl für die Artenvielfalt entwickeln zu lassen.“ Die Kleintierhaltung biete hier viele Vorteile für Kinder.

Caniceus benennt mehrere Punkte, in denen sich seiner Einschätzung nach die Tierhaltung positiv auf die Entwicklung auswirkt: Der Umgang mit Haustieren fördere bei Kindern Empathie, Fürsorge und Verständnis. Sie lernten, Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen, was ihre emotionale Intelligenz steigern könne. Weiter führt er soziale Fähigkeiten an: Kinder, die mit Tieren aufwachsen, neigten dazu, sozial kompetenter zu sein. Sie lernten, Signale zu erkennen, die Tiere aussenden und diese in ihre Interaktionen mit Menschen zu integrieren. Zudem böten Haustiere einen einfachen Gesprächseinstieg mit Gleichaltrigen, was die soziale Vernetzung erleichtere.

Weiter benennt Caniceus Vorteile für Gesundheit und Psyche – die Interaktion mit Tieren stärke das Immunsystem und mache widerstandsfähiger gegen Allergien, zudem könne die Anwesenheit von Tieren Angst, Stress und Depressionen reduzieren –, führt die Vermittlung von grundlegenden Biologie-Kenntnissen an, die Wertschätzung der Natur. Zusammenfassend böten Haustiere und Hühner Kindern eine Vielzahl von Lern- und Wachstumsmöglichkeiten, die ihre Entwicklung auf vielfältige Weise fördern könnten, so Caniceus.

(biro)