Folgen der Trockenheit in Kempen Trockenheit setzt selbst robusten Baumsorten zu
Kempen · Die besondere Trockenheit setzt den Bäumen auch in Kempen weiter zu. 2019 mussten 615 von 14.000 Stadt-Bäumen gefällt werden. Seit Jahresanfang sind weitere 150 Bäume dazu gekommen. 60 neue Bäume wurden gepflanzt.
. (rei) Auch der Monat Mai war für die Jahreszeit wieder viel zu trocken. Es fiel zu wenig Regen. Das hat Auswirkungen auf die Natur. Selbst Stadt-Bäume, die bislang von Experten als besonders robust gegenüber dem Klimawandel angesehen werden, scheinen nun zu schwächeln. Diesen Eindruck haben die Baumexperten vom Kempener Grünflächenamt. Etliche Bäume mussten bereits in den ersten Monaten dieses Jahres gefällt werden. Das berichtete Grünflächenamtsleiterin Patricia Schürmann jetzt im Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz.
Eigentlich wollte die Diplom-Ingenieurin, die sich mit ihrem Team und den Kollegen vom städtischen Baubetriebshof seit Jahren verantwortlich um das Kempener Stadtgrün kümmert, der Politik mal wieder positive Nachrichten berichten. Immerhin hat die Stadt in diesem Frühjahr mit einem aufwendigen Programm an Nachpflanzungen begonnen, nachdem im vergangenen Jahr insgesamt 615 der rund 14 000 Stadt-Bäume wegen Pilzbefall oder anderer Schädigungen der Kettensäge zum Opfer gefallen waren. In den meisten Fällen war ihre Standsicherheit nicht mehr gewährleistet. Ahorne, die früher als robust galten, waren von einem Pilz befallen, der die sogenannte Rußrindenkrankheit verursacht. Kastanien litten unter der Pseudomonas-Erkrankung, einer bakteriellen Infektion. Birken waren als Flachwurzler angesichts der anhaltenden Trockenheit besonders betroffen. Auch Eschen oder Platanen zeigten Auswirkungen eines speziellen Pilzbefalls.
Im März und April dieses Jahres wurden nun 60 Bäume neu gesetzt. Dazu wurden 3100 Heckenpflanzungen und Sträucher in die Erde gebracht und weitere 3600 Stauden, Bodendecker und Gräser auf städtischen Grünflächen gepflanzt. Weitere Nachpflanzungen sind für den Herbst dieses Jahres geplant.
Beim Bewässern geht es nicht ohne die Mithilfe der Bürger
Bei den neuen Bäume achtet das Grünflächenamt nun verstärkt darauf, sie mit einem Ring am Boden zu verankern, der Wasser aufnehmen und für die Wurzeln speichern kann. Seit Anfang April müssen die Stadtgärtner und die Mitarbeiter des Bauhofs die Neuanpflanzungen, Pflanzungen aus den Vorjahren und ausgewählte Baumstandorte und Anlagen wässern – eine Entwicklung, die Expertin Patricia Schürmann in dieser Form aus der Vorjahren nicht kennt. Der Großteil des Altbestandes muss allerdings ohne spezielle Bewässerung über die Runden kommen. „Wir haben dafür kein Personal und keine Kapazitäten“, sagt Patricia Schürmann. Eine kleine Hilfe bei der Bewässerung sind die grünen Säcke, die vor allem bei neuen Bäumen im unteren Bereich des Stammes eingesetzt werden. Sie können mit Wasser befüllt werden und geben das dringend notwendige Nass gezielt an den Wurzelbereich der Bäume ab. Etwa 500 Wassersäcke sind im Stadtgebiet im Einsatz. Sie sind zwar hilfreich, aber bei 14 000 Bäumen, für das städtische Grünflächenamt zuständig ist, dann aber doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Das Grünflächenamt hofft beim Wässern auf die Mithilfe der Bürger. Den Aufrufen im vergangenen Sommer folgten viele Kempener und wässerten die Straßenbäume und Beete vor ihrer Haustür. Nun erneuert das Grünflächenamt seine eindringliche Bitte um Unterstützung. Denn das regenarme und viel zu trockene Frühjahr hat bereits seine Spuren hinterlassen: Bis Ende April musste die Stadt wieder 145 Bäume fällen lassen. „Betroffen sind Baumarten wie Birken, Weiden, Ahörner, Eichen, Buchen oder Hainbuchen“, berichtet Patricia Schürmann. Außerdem sei ein sehr hoher Anteil von Totholz im Baumbestand festzustellen. Auch abgestorbene Äste müssen entfernt werden, wenn sie an Straßen oder Gehwegen ein Gefahr darstellen. Schürmann: „Leider ist zu befürchten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.“ Denn zunehmend sind auch Baumarten betroffen, die im vergangenen Jahr noch als besonders robust galten. Ein besonderes Beispiel ist ein riesiger Schnurbaum (Sophora japonica), der 1988 in der Grünanlage in der Nähe des Kolpinghauses am Parkplatz Hessenring gepflanzt wurde. Das prächtige Exemplar mit seinen gefiederten Blättern zeigt Ausfallerscheinungen. Äste sind vertrocknet, haben kein Laub. Ob der Baum auf Dauer zu retten ist, weiß Expertin Schürmann nicht zu sagen. Der Schnurbaum ist nur ein Beispiel von vielen stattlichen Stadt-Bäumen, die dem Grünflächenamt in Kempen und seinen Ortsteilen Sorgen bereiten.
Ohne die Mithilfe der Bürger würde es an vielen Stellen im Stadtgebiet kahler aussehen. Die Stadt dankt ausdrücklich für die vielen Baumspenden von Bürgern oder Firmen, die diese zu Geburtstagen, Jubiläen oder anderen Anlässen fürs öffentliche Grün stiften. Allein Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans hatte im vorigen Jahr auf persönliche Geschenke zu seinem 90. Geburtstag verzichtet und stattdessen um Geld für neue Bäume gebeten. 25 Bäume sind inzwischen schon gepflanzt, weitere 25 Exemplare sollen im Herbst in die Erde gebracht werden.