Kempen: Sträucher kriegen die Motten

Die Pfaffenhütchen-Raupe verbreitet sich explosionsartig und frisst Büsche kahl.

Kempen. Sie gilt als geselliger Flieger mit unendlichem Hunger und klimatischer Vorliebe für die Britischen Kanalinseln wie Jersey oder Guernsey.

Aber jetzt scheint die Pfaffenhütchen Gespinstmotte den Niederrhein und insbesondere Kempen entdeckt zu haben. Die kahlgefressenen Sträucher, die mit hellen Gespinsten überzogen sind, sind ein eindeutiges Zeichen: Die Motte frisst sich durch die kempsche Flora.

"Die Raupe ist absolut harmlos, die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen", sagte gestern Stadtsprecher Christoph Dellmans auf WZ-Nachfrage.

Die entblätterten Büsche- beispielsweise an der Straelener Straße entlang des Radwegs Richtung Kapelle Heumischhof- würden im Hochsommer wieder in voller grüner Pracht stehen.

Am wohlsten fühlen die Falter sich - wie der Name schon sagt - im Pfaffenhütchen, wo die Nester vorzugsweise anzutreffen sind. Diese Pflanze allerdings, auch Spindelstrauch genannt, ist mit Vorsicht zu genießen: Das Pfaffenhütchen wurde 2006 nicht ohne Grund zum Giftstrauch des Jahres auserkoren.

Die Kapselfrucht, die der Kopfbedeckung katholischer Geistlicher ("Pfaffenhütchen") ähnelt, sollte man getrost den Rotkehlchen überlassen, die sich davon im Winter ernähren.

Wegen der günstigen Witterung in diesem Jahr habe sich die Raupe in Kempen explosionsartig vermehrt und benagt nun munter Rinde und Blattwerk. Weil das Insekt aber bei Biologen als harmlos gilt, lässt das Grünflächenamt die Raupen in Ruhe und wartet geduldig, bis die Tierchen sich im Juli verpuppen haben und zum Schmetterling werden.

Gegen die weitaus gefährlicheren Eichenprozessions-Spinner, die in den vergangenen Jahren in Kempen ihr Unwesen trieben, ging die Stadt auch schon mal mit fein dosierter Chemie vor. Davon könne jetzt aber keine Rede sein, so Dellmans.

Die Kempener sollten also nicht erschrecken, wenn sie an kahlgefressenem Buschwerk vorbei kommen. Sich vielmehr auf die hellen kleinen Falter mit einer Spannweite um die zwei Zentimeter freuen, die dann im Sommer durch die Lüfte schwingen.