Podiumsdiskussion in Kempen Themenabend zum Nahost-Konflikt lockte rund 100 Interessierte
Kempen · Rund 100 Interessierte folgten der Podiumsdiskussion.
(Red) „Der Schlüssel zur Beilegung des Konfliktes ist Bildung.“ Martin Kamp bringt es beim Kempener Themenabend zum Gaza-Krieg auf den Punkt. Der Mediziner spricht zusammen mit dem Nahostexperten Rolf Tophoven und Berufsschulpfarrer Roland Kühne unter Moderation der Historikerin Ina Germes-Dohmen im Konferenzloft über ein Thema, das seit dem 7. Oktober 2023 die Welt in Atem hält. „Wegen der Aktualität haben wir uns kurzfristig zu dem Themenabend entschlossen“, sagt Stefan Kiwitz. Dem Kempener SPD-Parteivorsitzenden ist wichtig zu betonen, dass es eine parteiübergreifende Initiative ist. Den Willen zur Objektivität wissen die knapp 100 Besucher zu schätzen. Sachlich, differenziert, empathisch, mitunter schonungslos realistisch, aber immer mit humanitärem Anspruch ist der Abend eher ein Gedankenaustausch denn eine Podiumsdiskussion. Für Hoffnung sorgt in der Runde vor allem Kühne. „Hass kann keine Lösung sein“, sagt der Religionslehrer. Tophoven hält eine Zwei-Staaten-Lösung Israel/Palästina aufgrund der verfahrenen Situation für nicht durchsetzbar, outet die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland und den Status Jerusalems als Hemmschuh im Friedensprozess, entlarvt Katar als Sponsor des Hamas-Terrors und warnt vor westlicher Blauäugigkeit, was Spenden in Richtung Gaza betrifft.
Germes-Dohmen berichtet, dass sie Fünftklässler im Zuge der Ausstellung „Die Cellistin von Auschwitz“ in der Kirche Christ-König dahingehend korrigieren musste, dass der Holocaust keine „Geschichte“ ist, die man gut oder schlecht finden kann. Die Shoah habe tatsächlich in Deutschland stattgefunden, was die heutige Jugend zu verantwortungsvollem Handeln ermahnen sollte.
Kamp sagt mit Blick auf tausende Tote im Gaza-Krieg sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite, dass es nicht darum gehen darf, das Leid aufzurechnen: „Jedes verlorene Menschenleben ist eines zu viel.“ Der eigentliche Feind Israels sitze indes 1850 Kilometer weiter östlich von Jerusalem: „Im Iran ist es Staatsdoktrin, Israel zu vernichten.“ Bei den zahlreichen Fragen aus dem Publikum offenbart sich, dass viele verstört bis entsetzt sind über wachsenden Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Wie wohltuend dieser ansonsten trüb-regnerische Novembermontag in einer zerrissenen Zeit gewesen ist, mag das in eine Frage gehüllte Statement eines Zuhörers gewesen sein: „Wie wäre es, wenn wir jetzt alle aus Solidarität Kippa tragen?“ Am Ende ist der Abend ein Bekenntnis der Kempener zur Menschlichkeit gewesen.