Iranische Regisseurin zu Gast in Kempen „Ich wollte Frauen mit Inhalt, Frauen mit Mut“
Kempen · Zum Orange Day war in Kempen der Film „16 Frauen“ zu sehen, der das Leben iranischer Frauen beleuchtet.
Am Samstag leuchteten die Fenster der Kempener Burg in einem warmen Orange. Dies war kein Beitrag zum gerade begonnenen „Markt der Sterne“, sondern ein Zeichen für den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wie die Kempener Gleichstellungsbeauftragte Birgit Braun den rund 50 Gästen im Rokokosaal des Kulturforums Franziskanerkloster mitteilte.
Bewusst hatte die Kempen-Nettetaler Gruppe von Amnesty International diesen Tag gewählt, um gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten, der Kreis-VHS und dem Kempener Kulturamt den Film „16 Frauen“ der iranischen Regisseurin Bahar Ebrahim zu zeigen, die auch persönlich anwesend war. Die 1980 in Teheran geborene Ebrahim, die nach der Schulzeit für ein Studium nach Deutschland kam, ist hier inzwischen vielbeschäftigte Regisseurin von Dokumentarfilmen. In den Jahren 2016 bis 2018 entstand der Film „16 Frauen“, der 2018 mit dem World Woman Award in Silber und im Jahr 2019 mit dem Preis des Iranian Filmfestivals Cologne ausgezeichnet wurde.
Eine Stunde lang gab es sehr intime Einblicke in das Leben von Frauen verschiedener Generationen in Teheran. Die Kamera ist lediglich Begleiter, die Gespräche der Frauen werden kommentarlos übersetzt, manchmal bleiben die Protagonistinnen auch stumm.
Es ist ein anderer Blick auf das Leben im Iran, als der aus den Nachrichten. Vordergründig bleibt er unpolitisch. Eine ältere Dame weint an einem Grab, dann besucht sie eine andere ältere Dame in ihrer Wohnung, die mit Zeichnungen übersät ist. „Ich durfte als Kind nicht malen, nun male ich nur noch für mich“, erklärt sie. Auf der Straße trainieren Frauen an öffentlichen Sportgeräten in Bonbonfarben.
Ein vorbestimmtes Leben
zwischen Ehemann und Kindern
Im Hof treffen sich einige ältere Frauen und erzählen freimütig über ihr Leben. Manche wurden schon als Kinder verheiratet, die Entscheidung trafen die Eltern. Liebe spielte dabei keine Rolle. Das Leben verlief in festen, oftmals engen Bahnen, bestimmt von Kindern und Ehemann. Doch diese Frauen haben noch Träume, vom „schicken Freund mit Krawatte“, von Händchenhalten und Eisessen, wenn man denn noch einmal jung sein dürfte. Gerne wären sie Krankenschwester oder Nachrichtensprecherin geworden. Dabei fließen die Tränen.
Doch der Film zeigt auch andere Lebenswelten. Junge Frauen, gut ausgebildet, attraktiv geschminkt, beim Autofahren das Kopftuch weit nach hinten geschoben, dabei lässig rauchend. Sie treffen sich in einer eleganten modernen Wohnung, ohne Kopftuch, mit modischen Haarschnitten. Und sprechen über Mode, philosophieren über Einsamkeit und Liebe. „Ich kann auch meinen Hund lieben“, sagt eine. Sie haben studiert, wirken unabhängig und selbstbewusst.
Mit diesem Film habe sie zeigen wollen, wie sich iranische Frauen über vier Generationen entwickelt haben, erzählt die Regisseurin im anschließenden Gespräch. Zunächst habe sie an Frauen mit „dicken Visitenkarten“, sprich in der Öffentlichkeit bekannte Frauen, gedacht. Als dies misslang, begann die in Köln lebende Filmemacherin im eigenen Umfeld zu suchen. Und wurde fündig. Zunächst bei ihren eigenen Großmüttern. „Ich wollte Frauen mit Inhalt, Frauen mit Mut“, sagt sie. Das kleine Filmteam habe sich bewusst im Hintergrund gehalten, „wir waren wie Schatten unterwegs.“ Wie das wirkliche Leben im Iran sei, das wüssten viele nicht. „Im Kern sind wir alle identisch“, findet die Regisseurin.