Kempen: Turnerschaft fühlt sich ins Abseits gestellt

Die VT will Fröbelkinder betreuen– die Stadt zieht aber einen Sozialdienst vor.

Kempen. Kaum ist der Streit zwischen der Stadt und der Vereinigten Turnerschaft (VT) um die Übernahme der ehemaligen Ziegelheider Schule zu den Akten gelegt, scheint ein neuer Konfliktherd entfacht: Am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss war zwischen der Verwaltung und dem größten Sportverein der Stadt erneut dicke Luft.

Diesmal ging es um die Vergabe der Betreuung im Zuge der Offenen Ganztagsschule (OGS) für die Friedrich-Fröbel-Schule. Die VT fühlte sich hintergangen, weil die Stadtverwaltung diesen Auftrag freihändig an den Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) geben wollte.

Konkret: VT-Chef Detlev Schürmann war sauer auf Schul-Dezernent Volker Rübo. Dass man auch umgekehrt getrost von Verstimmung sprechen kann, war Rübo im Ausschuss deutlich anzusehen.

Doch der Reihe nach: Als Schürmann erfahren hatte, dass die Stadt den Auftrag an den SKF geben wolle, hatte er seine VT ins Spiel gebracht: Wir sind auch noch da! Ein Schürmann-Schreiben ging sowohl ans Schul-Dezernat als auch an die Fraktionssprecher der vier im Rat vertretenen Parteien.

Rübo wiederum wunderte sich über das plötzliche Interesse der VT an der OGS-Betreuung Fröbelschule: "Wir arbeiten mit der VT doch schon gut bei der Offenen Ganztagsschule in sportlichen Dingen zusammen."

Außerdem, so Rübo, erfordere die OGS-Betreuung an der Fröbelschule pädagogisch geschultes Personal. Der SKF habe sich hier bewährt, was die jahrelange 13+-Betreuung an der Martin-Schule bewiesen habe. Dort gebe es ausgebildete Sozialarbeiter. Da diese Aufgabe aber wegen der Umstellung der Martin-Schule auf Ganztagsbetrieb entfalle, habe der SKF mit der Fröbelschle eine neue sinnvolle Betätigung.

Da die VT nun darauf beharrte, den Auftrag auszuschreiben, machte Rübo sich bei den Juristen im Rathaus schlau. "Es besteht keine Ausschreibungspflicht, wir können also frei entscheiden", sagte der Schul-Dezernent.

Ob das VT-Interesse in der auf den ersten Blick satten Überweisung in Höhe von 95330 Euro für die Betreuungsleistung zu suchen ist? Für Rübo kaum vorstellbar, da hiervon Posten wie Honorare, Inventar, Sachkosten etc. zu tragen sind. "Da bleibt nichts übrig."