Kultur in Kempen Umjubeltes Saisonende bei Kempen Klassik

Kempen · Das Schumann-Quartett begeisterte das Publikum in der fast voll besetzten Paterskirche. Damit ging die Kempen-Klassik-Saison fulminant zu Ende.

Das Schumann-Quartett spielte bei seinem Gastspiel in der fast voll besetzten Kempener Paterskirche.

Foto: Norbert Prümen

. (oeh) Abgesehen von einer Nachtmusik, die die Gitarristin Laura Lootens am 14. Juni ab 21.30 Uhr gestaltet, ging mit dem Gastpiel des Schumann-Quartetts am Mittwochabend eine an Höhepunkten reiche Kempen-Klassik-Saison fulminant zu Ende.

Die drei Schumann-Brüder Erik (1. Violine), Ken (2. Violine) und Marc (Violoncello), musizieren bereits seit ihrer Jugend zusammen. Mit dem Bratschisten Veit Hertenstein haben sie einen kongenialen Partner gefunden, der das Miteinander der Brüder, die „dank nonverbaler Kommunikation auf die Intuition des Augenblicks vertrauen“, vollendet ergänzt. So beglückten alle ihre Vorträge – neben traumwandlerischer technischer Sicherheit und der klanglichen Güte der kostbaren, ausnahmslos altitalienischen Instrumente – durch faszinierende Frische. Das mit honorigen Preisen ausgezeichnete Quartett wird in Fachkreisen inzwischen hoch gehandelt und ist auf ersten Podien im In- und Ausland zu erleben.

Wie eine aufgehende Blüte erschien der behutsame Beginn

Wie eine aufgehende Blüte, die sich in der stimmungsvollen Atmosphäre der Paterskirche immer mehr entfaltete – so erschien der behutsam sich entwickelnde Beginn des Streichquartetts A-Dur KV 464, des vorletzten der sechs Quartette, die Wolfgang Amadeus Mozart seinem väterlichen Freund und Vorbild im Bereich der Kammermusik, Joseph Haydn, widmete. Kapriziös erklang das Menuett, und dem Andante, einem kontrapunktisch kunstvoll und einfallsreich komponierten Variationssatz, wurde eine sorgfältig durchdachte Ausgestaltung zuteil.

Als heftiger Kontrast erwies sich das erste der beiden Streichquartette (h-Moll op. 50) von Sergej Prokofjew (1891-1953). Das 1930 entstandene Auftragswerk beinhalte – so ein Komponistenkollege – „wahre Tiefe in der mitreißenden Melodielinie und der Intensität des Finales“. Dieses Finale mit seinen lyrisch-cantablen Passagen, den schneidenden Dissonanzen und den Klangballungen blieben in der Interpretation der Gäste besonders in Erinnerung.

Beethoven diente als Höhe- und Endpunkt des Konzerts

Höhe- und Endpunkt des Konzertes war das Streichquartett Es-Dur op. 127, das Ludwig van Beethoven 1825, also in seiner letzten Lebensphase und gepeinigt von vollständiger Taubheit, komponierte. Es ist das erste der letzten fünf Quartette Beethovens, die den Gipfelpunkt der Streichquartettgattung darstellen.

Fast ehrfürchtig durchmaßen die hoch konzentrierten, dennoch locker wirkenden Musiker den pastoral-gelösten Charakter des Kopfsatzes, die Innigkeit des ausdrucksvollen Adagios, das von Punktierungen bestimmte Scherzo – eine Variante der Adagio-Melodie – und das eindrucksvolle Finale. Sie erreichten, dass das Hören und Miterleben auch für wenig geübte Ohren nie beschwerlich und bestens nachvollziehbar war. Frenetischer Jubel feierte die Künstler, die mit der virtuosen „Tarantella“ von Erwin Schulhoff dankten.

(oeh)