Kempen: Unglück - Endstation Bahnhof Kempen

Der tragische Unfall in Aldekerk hatte am Donnerstag noch Auswirkungen auf Kempen. Betroffen waren vor allem Reisende zum Airport Weeze.

Kempen. "Das wird knapp." Unruhig steht Harald Suitner gegen 12.20Uhr auf dem Busbahnhof am Bahnsteig der Linie78 und hüpft von einem Bein aufs andere. Seine Freundin schaut ihn besorgt an, als er ein Bündel Papiere aus der Tasche zückt und hektisch mit dem Finger über die Zahlen fliegt. "Bis 15.05Uhr müssen wir auf dem Flughafen Weeze eingecheckt haben", sagt der junge Mann.

Harald Suitner ist aus Salzburg und nun mit dem Zug aus Düsseldorf auf dem Weg zum Niederrhein-Airport. Doch während der Fahrt überrascht ihn die Durchsage, dass um 12.16Uhr in Kempen Endstation ist und es mit dem Bus nach Geldern geht.

Auslöser dieser Odyssee ist das verheerende Zugunglück von Donnerstagabend in Aldekerk, bei dem drei Menschen sterben (die WZ berichtete). Donnerstagmittag musste die Bahn wegen der Gleisarbeiten die Strecke Kempen-Geldern bis Freitag früh in beide Richtungen sperren. Über 60Züge sind davon betroffen.

Darunter viele Reisende wie Harald Suitner. Neben ihm und seiner Freundin stehen mittags rund 30Reisende mit ihren Koffern auf dem schmalen Bahnsteig und fragen dem Busfahrer Löcher in den Bauch. Wegen der Notsituation stimmen die Absprachen zwischen Bahn und Bus offenbar noch nicht.

Die meisten Busfahrer- auf das Unglück angesprochen- zucken nur mit den Achseln. Verwundert schauen viele auf die Uhr, als sie erfahren, dass der Notbus erst um 12.50Uhr ab Kempen losfahren soll- also in einer halben Stunde.

Immerhin scheint die Kommunikation bahnintern zu klappen. "Alles korrekt gelaufen", schildern Matthilde Claaßen, als sie um 12.16Uhr auf dem Bahnsteig 2 aus dem Niers-Express steigt. "Wir sind im Zug mehrfach informiert worden, dass hier in Kempen Schluss ist und es mit dem Bus weitergeht bis Geldern."

Der Zugfahrer dreht also an der nächsten Weiche im Industriegebiet eine Schleife, statt nach Kleve rollt der Regionalzug zurück nach Düsseldorf. "Alles leer", vergewissert sich zuvor die Zugbegleiterin, dass wirklich alle Gäste ausgestiegen sind. Das sind rund 50 an der Zahl.

"Heute ist es ruhig, die Pendler fragen lediglich nach. Aber Donnerstagabend war hier der Teufel los", schildert die blonde Verkäuferin im Bahnhofs-Café mittags. Bislang sei von der Bahn noch keine Info zu ihr gedrungen. Folgerichtig gibt es keine Hinweisschilder, nur Durchsagen. Auch die große elektronische Anzeigentafel am Eingang des Busbahnhofs zeigt lediglich den üblichen Fahrplan an. Nach Auskunft der Bahn läuft der Zugverkehr ab Freitag früh wieder fahrplanmäßig.