Kempen: Was das Herz begehrt

Trödel: Zur bunten Fundgrube für Kinder wurde am Samstag der Buttermarkt.

Kempen. "Wie läuft bei euch das Geschäft?" Eine in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht unberechtigte Frage. Meistens liefen die Geschäfte mittelprächtig bis gut, am Samstag auf dem Buttermarkt: Der Kindertrödelmarkt war wieder ein Publikumsmagnet.

Nach 120 Ständen im Vorjahr hatten sich jetzt 157 private Anbieter eingefunden. Ulrich Nieting war wie gewohnt Organisator und Ansprechpartner. Obwohl er den Sessel im Jugendamt altersbedingt geräumt hat, verfügte das Vorstandsmitglied des Kinderschutzbundes über die Schlüsselgewalt: Wen es in die Toilette des Rathauses drängte, der musste Nieting ansprechen.

Der sprach aber auch schon mal Trödler an: "Ein Junge beschwerte sich, weil er ein Angebot als zu teuer empfand. Ich bin dann mit ihm an den Stand gegangen und habe 50 Prozent runtergehandelt", so Nieting gegenüber der WZ.

Bereits um 5.45 Uhr waren die ersten Trödler in dicke Jacken gehüllt angerückt. Es war nicht ganz leicht, sich einen Überblick in dem verwirrend großen und bunten Angebot zu verschaffen. "20 Prozent auf alles", verkündete Christoph Messing (13). Er wollte den Absatz seiner alten Computerspiele ankurbeln. Andreas Koch hatte eine kleine Auswahl der Spiele seiner Söhne mitgebracht: "Von vielem wollen sich die Kinder gar nicht trennen", so seine Erfahrung. Sohn Lukas (7) hatte sich von den ersten Erlösen ein blau-weißes Schalke-Outfit gegönnt, inklusive Plüsch-Maskottchen Erwin.

Jutta Schmanke aus Vorst hat zwiespältige Erfahrungen gemacht: "Rad und Traktor waren schnell weg, Klamotten verkauften sich schlecht." Stapelweise hatte sie Hemden, Sweatshirts, Jacken und Hosen mitgebracht. Videofilme, die angeboten wurden, konnten sich die Leute vom Kinderschutzbund natürlich nicht ansehen. Aber Kriegsspielzeug durfte nicht verkauft werden- so viel moralischer Zeigefinger musste sein.

Abschied von einem Trauma? Nein, es war die Blockflöte ihres Vaters, die Kerstin Pahlings (12) verkaufen wollte. Alte Bücher mussten raus aus dem Kinderzimmer, die Interessen haben sich geändert. Außerdem galt es, Platz zu schaffen für den ersten eigenen Computer. Ob Max Mümmelmann oder Memory: Die Auswahl an zumeist auf ausgebreiteten Decken präsentierten Spielen war enorm.

Zu den eher ausgefallenen Offerten gehörte ein Bollerwagen mit Verdeck und Anhängerkupplung. Was nicht mehr aktuell ist, war offenbar gnadenlos aussortiert worden, wie der Eisbär Knut als Plüschtier, der Kaufmannsladen oder die Kinderbibel.