Ferienintensivtraining in Kempen Wo in den Ferien Deutsch gelernt wird
Kempen · Zum ersten Mal bot die Stadt Kempen in den Herbstferien ein Sprachintensivtraining für zugewanderte Schüler an. 80 Kinder und Jugendliche nutzten das Angebot.
„Wer möchte das Wetter aussuchen?“, fragt Delia Weitz. Um sie herum sitzen Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren. Viele Finger wandern in die Höhe. Mustafa darf nach vorn zur Holztafel gehen, die Weitz in den Händen hält. „Es ist sonnig mit Wolken“, sagt er mit Blick durch die Fenster und sucht das entsprechende Holzkärtchen mit den passenden Wörtern und Symbolen heraus, das er an die Tafel hängt.
Jahreszeiten, Wochentage, Monate, Jahresdaten und das Wetter stehen an diesem Morgen im Mittelpunkt in der Astrid-Lindgren-Schule. Allerdings ist in der Kempener Grundschule kein normaler Unterricht angesagt, sondern zusätzlicher Sprachunterricht für zugewanderte Schüler. Die Stadt Kempen bietet zum ersten Mal ein Ferienintensivtraining, kurz „FIT“ genannt, an. Das Angebot wurde vom Landesschulministerium entwickelt, um die Sprachbildung neu zugewanderter Schüler außerhalb der üblichen Schulzeiten zu ergänzen.
In Zusammenarbeit mit dem kommunalen Integrationszentrum des Kreises Viersen und den städtischen Schulen hat die Stadt Kempen in der zweiten Woche der Herbstferien gleich vier Sprachkurse umgesetzt. „Wir haben je zwei Lerngruppen für die Grundschüler und die Schüler der weiterführenden Schulen gebildet“, berichtet Ricarda Jahn, stellvertretende Amtsleiterin für Schulverwaltung und Sport der Stadt Kempen.
Insgesamt sind es 80 Schüler im Alter von sechs bis 16 Jahren, die in den Ferien an der deutschen Sprache arbeiten. Unterrichtet werden sie von von Lehrern. Referendaren und Lehramtsstudenten. Die Bildungsstände der jungen Teilnehmer sind dabei sehr unterschiedlich – und erfordern eine entsprechende Förderung. „Alle, die im Rahmen von ,FIT‘ unterrichten, haben vorab eine Online-Schulung und einen Praxisnachmittag absolviert“, sagt Annegret Moormann vom kommunalen Integrationszentrum. Das Sprachtraining startet jeweils um neun Uhr, Kinder und Jugendlichen aus den Ortsteilen St. Hubert und Tönisberg werden mit einem eigens eingerichtetem Bustransfer zu den vier Schulen in Kempen, an denen „FIT“ umgesetzt wird, gefahren und wieder nach Hause gebracht. „Die Kurse enden um 16 Uhr, die Kinder und Jugendlichen frühstücken gemeinsam und essen gemeinsam zu Mittag.
„Das Mittagsessen bereiten die Schüler gemeinsam mit den Kursleitern zu, was gleichzeitig eine Sprachübung ist“, sagt Michael Kurfürst, Amtsleiter Schulverwaltung und Sport der Stadt Kempen. Das Besondere des Angebots: die Verknüpfung mit Alltagssituationen. Deutsch wird nicht nur im Klassenraum unterrichtet, das Erlernte soll auch in der Praxis umgesetzt werden. „Wir haben unter anderem einen Stadtbesuch gemacht, nachdem wir uns vorher mit dem Thema Obst und Gemüse beschäftigt haben. In der Eisdiele hat dann jeder geschaut, ob sein Wunschobst auch in Eisform vorliegt, und sich eine entsprechende Kugel Eis bestellt“, erzählt Martina Krüger, die den Kurs in der Astrid-Lindgren-Schule zusammen mit Wirtz betreut.
Einen Tag zuvor war man bei der Feuerwehr, was noch an der Tafel im Klassenraum abzulesen ist: Wörter, die mit Feuerwehr zu tun haben, stehen dort. Sie spielen bei der nächsten Sprachübung eine wichtige Rolle. Im Klassenraum der Grundschule wird jetzt nämlich ein Sprachwürfel eingesetzt. Abwechselnd wird gewürfelt, und es gilt, die erwürfelte Frage zu beantworten. Bei Olivias Wurf zeigt der Würfel die Frage „Welche neuen Wörter habe ich gelernt?“ Die Grundschülerin braucht nicht lange zu überlegen: „Feuerwehrschlauch und Helm.“ Weitz möchte wissen, ob alle nun die Notrufnummer kennen. Das löst ein lautes „Ja“ aus: „112!“
Die neuen Wörter wandern in Schatzkisten: Jedes Kind hat eine kleine Holzschatzkiste selbst gestaltet. Dort hinein kommen jeweils Zettel mit den Wörtern des Tages. Nach dem Würfelspiel ist eine Runde Bewegung angesagt.
Alle toben über den Schulhof, bevor die nächste Lerneinheit ansteht: Gesellschaftsspiele und die Kommunikation beim Spielen stehen auf dem Plan. So mache Lernen Spaß, sind sich alle einig.