Corona-Folgen Kempener Tafel: Wenn Helfer und Kunden profitieren

Kempen · Der Betrieb der Kempener Tafel kann in der Corona-Krise weitergehen. Auch dank des Einsatzes vieler zusätzlicher Ehrenamtler.

Marion Hensch, Halina Scheja, Anette Hitzmann und Eva Pascher-Bellmann (v.l.) helfen bei der Ausgabe der Kempener Tafel.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Sebastian Brunzema hat Zeit. Nun, da steht der Inhaber des Kempener Matratzen- und Bettefachgeschäfts „Lümmelwiese“ derzeit nicht allein da. Aber Brunzema, der seinen Laden wegen der Corona-Einschränkungen hat schließen müssen, macht das Beste mit seiner Zeit. Der Kempener engagiert sich in der Martinus-Hilfe. „Ich habe Zeit und ich habe einen Lieferwagen, der derzeit frei ist“, sagt Brunzema. „Also habe ich mich bei der Kempener Tafel gemeldet und helfe jetzt bei der Auslieferung.“

Dieses Angebot hat die Tafel mit Sitz an der Mülhauser Straße 111 in der Corona-Krise ausgeweitet. „Unsere Kunden, die älter als 60 Jahre alt sind, werden im Moment beliefert“, erklärt Bruno Wrede, Vorsitzender der Martinus-Hilfe, die die Lebensmittelausgabe in Kempen betreibt. So wie Brunzema hätten sich einige zusätzliche Ehrenamtler gemeldet. „Es engagieren sich viele. So können wir dieses Auslieferungsangebot auch umsetzen. Einfach klasse“, sagt Wrede.

Weniger Kundenkontakte
an der Mülhauser Straße

Trotz der schweren Zeit ist der Vorsitzende mit dem aktuellen Ablauf „sehr zufrieden“. Dank des vielfältigen Einsatzes von Ehrenamtlern sei es gelungen, dass auch die Ausgabe an der Mülhauser Straße weiterhin geöffnet ist. „Wir halten hier alle Corona-Regeln ein“, sagt Wrede. Sowohl für Mitarbeiter als auch Kunden gelte insbesondere die Abstandsregel. Dafür habe das Kempener Unternehmen Vennekel eigens Aufkleber angefertigt. Die Kunden werden laut Wrede nur noch einzeln eingelassen. „So funktioniert das ganz gut. Zumal durch den Lieferdienst auch weniger Menschen herkommen.“ In der vergangenen Woche habe es etwa 100 Kundenkontakte gegeben. In der Regel seien es zwischen 130 und 150.

Bei der Auslieferung werden für die Kunden Kartons mit verschiedenen Lebensmitteln gepackt. Vor Ort können sich die Tafel-Nutzer weiterhin das zusammenstellen lassen, was sie brauchen. „Das machen wir auch ganz bewusst“, erklärt Wrede. „Bei vorgepackten Kartons besteht die Gefahr, dass die Kunden vieles nicht mögen und dann womöglich entsorgen. Das wäre nicht im Sinne des Erfinders.“ So, wie es derzeit geregelt ist, könne es weitergehen. „Wir können aber nur hoffen, dass keiner unserer Helfer positiv getestet wird“, sagt Wrede. Denn dann müsse der Betrieb wohl stillgelegt werden. Das sei schon vielen Tafeln in Deutschland so passiert.

Zufrieden ist Wrede auch mit der Versorgung seitens der Lebensmittelhändler. Nach kurzzeitigen Engpässen wegen der Hamsterkäufe laufe dies wieder reibungslos. Hinzu kämen zahlreiche Spenden von Privatleuten. „Aber auch einige Landwirte unterstützen uns“, sagt Wrede. Ebenso Großhändler, die ihre Ware in bestimmten Branchen derzeit nicht so loswerden wie gewohnt. Dies sei durchaus ein Zugewinn an Lebensmitteln.

Als Zugewinn kann man auch das bezeichnen, was Sebastian Brunzema derzeit spürt. „Ich hätte nicht gedacht, was das Ganze in mir auslöst“, berichtet der Kempener. „Wenn ich bei den Kunden die Lebensmittel abgebe, kommt mir so viel Dankbarkeit entgegen. Davon profitiere ich selbst auch. Das tut mir gut.“ Mit der Hilfe würden er und die vielen anderen Freiwilligen etwas Gutes tun und gleichzeitig selbst etwas Gutes erfahren. Bei aller Sorge über das eigene Geschäft an der Kerkener Straße sei dies „einfach eine tolle Sache“.

Wenn die Einschränkungen der Corona-Krise hoffentlich alsbald wieder etwas zurückgenommen werden, müsse sich Sebastian Brunzema zwar zunächst wieder darum kümmern, dass das Geschäft mit Betten, Matratzen und Co. wieder anläuft. „Grundsätzlich plane ich aber, dass ich mich auch weiterhin bei der Tafel engagiere.“