Kempen Kendel-Bühne: Neuer Angriff auf die Lachmuskeln
Die Premiere von „Wohin mit der Leiche?“ im St. Huberter Forum war ein voller Erfolg. Schauspieler zeigten ihr vielfältiges Können.
St.Hubert. Premierenfieber im Forum: Die Kendel-Bühne startete mit ihrer neuen Komödie von Walter G. Pfaus: „Wohin mit der Leiche?“. Viele interessante Themen wurden von den Akteuren der Schauspielgruppe schon aufs Korn genommen, diesmal mussten sie sich mit Mord und Totschlag auseinandersetzen.
Denn Jutta Maler (Claudia Stickelbrock) gerät schon kurz nach der Hochzeit mit ihrem neu angetrauten Ehemann Fred (Jupp Kranen) heftig aneinander und streckt ihn mit einem Schlag auf den Kopf nieder. Sie hält ihn für tot, versteckt die Leiche unter einer Bank und ruft ihre Mutter (Irmi Lemke) zur Hilfe, um den Toten zu beseitigen. Doch ständig werden sie gestört.
Erst schneit Otto Tauber (Johannes Dicks) herein, der vorgibt, ein Freund von Fred zu sein und der die soeben verwitwete Jutta kräftig umgarnt. Dann geben sich zwei ehemalige Freundinnen (Sabine Kranen und Licia Stickelbrock) des frischgebackenen Ehemannes die Klinke in die Hand und die Zuschauer erfahren, dass Fred Claudia nur wegen ihres Geldes geheiratet hat und beide Damen hinter ihrem Geld her sind.
Auch die Hausbesitzerin Emma Thieme (Karin Balters) erscheint, um Mietrückstand zu kassieren. Die neugierige Nachbarin Elfriede Piepenbrink (Mia Laffien) vermisst Fred ebenfalls. Schließlich tauchen noch zwei falsche Kriminalbeamten (Licia Stickelbrock und Hartmut Reimer) und ein echter Polizist (Franz’l Becker) sowie ein Erpresserbrief auf — und die Leiche ist plötzlich verschwunden, aber dann doch wieder da. Und was ist ein echtes Kendel-Bühnen-Stück ohne Liebespaar? Und so liegen sich am Ende Otto Tauber, der übrigens ein Privatdetektiv ist, und Jutta Maler zur Begeisterung des Publikums in den Armen.
Auch in diesem Jahr gelang den St. Huberter Komödianten mit ihrem Stück wieder ein großartiger Angriff auf die Lachmuskeln. Schon das Bühnenbild, die Junggesellenwohnung von Fred Maler, hatte es in sich. Umherliegende Bierdosen, volle Aschenbecher, vertrocknete Pflanzen, rote Dessous, verteilt auf Sofa und Stuhl, und ein Porträt in Bodybuilder-Pose verieten den Schwerenöter.
Jupp Kranen im Gigolo-Outfit durfte zwar die meiste Zeit liegend unter der Bank verbringen, aber wenn er darunter vor kroch, flogen auf der Bühne die Flaschen, die wie der erfahrene Zuschauer schon weiß, nicht aus Glas sind, sondern aus Theater-Kunststoff.
Johannes Dicks hatte mal wieder seinen Text von Hochdeutsch ins „Hüppersch Plott“ umgeschrieben, und es gab sogar im Programm eine Übersetzungshilfe. Auch Mia Laffien, die mit Spiegel und Fernglas die Nachbarschaft „observierte“, entzückte die Zuschauer mit Sprüchen in Platt. Temperamentvoll brachten die beiden Damen Claudia Stickelbrock und Irmi Lemke als Tochter und Mutter ihre Verzweiflung zum Ausdruck, wenn wieder einmal die Leiche versteckt werden musste und zudem noch Polizist Franz’l Becker erschien, der im Bett „seiner polizeilichen Pflicht“ nachgehen wollte. Hartmut Reimer als Hans Staller, genannt Schmal, spielte sich mit altmodischer Brille und roter Perücke dumm trottelig in die Herzen der Zuschauer. Kleine Rolle, großer umjubelter Auftritt!
Als echtes Nachwuchstalent entpuppte sich Licia Stickelbrock, die mit blondem und schwarzem Haar unter dem Jubel der Zuschauer die Bretter, die die Welt bedeuten, erzittern ließ. Unter der Regie von Karin Schenk und der Spielleitung von Johannes Dicks haben die Komödianten wieder einmal ihr vielfältiges Können gezeigt. Auch kleinere Rollen waren mit großem Talent besetzt.