Kinder basteln für Karneval
In Grefrath ging es auch um historische Fastnachts-Bräucheam Niederrhein.
Grefrath. „Die Vuujagd war einer der Heischebräuche an Karneval. Erwachsene zogen dabei von Tür zu Tür und baten um Gaben. Aber nicht um Süßigkeiten, so wie heute“, erklärt Anika von der Weydt den Kindern im Niederrheinischen Freilichtmuseum. Diese lauschen gespannt ihren Geschichten über die Karnevals-Bräuche. Denn um diese ging es jetzt in der zweiten Aktion „Spannendes rund um den Niederrheinischen Karneval“. Die Veranstaltung war nicht so gut besucht, wie im vergangenen Jahr. Doch das Basteln eines historischen Lärminstruments, dem Rommelspott, konnte auch eine kleine Gruppe begeistern.
„Anstatt Süßigkeiten gab es in der Fastnacht am Niederrhein früher zum Beispiel Speck oder Pfannkuchen“, sagt von der Weydt. „Warum gab es denn keine Süßigkeiten?“, wundert sich Eric (7) aus Kempen. Auf diese Frage hat von der Weydt die passende Antwort: „Das Wort Karneval kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt so viel wie der Verzicht auf Fleisch. In der Fastenzeit aßen die Menschen früher 40 Tage lang kein Fleisch und das machen einige auch heute noch.“ Daher habe man an Karneval gerne Fleisch gegessen, solange die Fastenzeit noch nicht angefangen hatte.
Auch sonst war vor weit über 100 Jahren einiges anders am niederrheinischen Fest der Narren als heute. „Wir feiern von Donnerstag bis Dienstag. Früher gab es aber nur die Fastnacht am Dienstag“, erklärt von der Weydt. Damals hätten Familien den Beginn der Fastenzeit mit einem großen Festmahl gefeiert. Doch das sei ihnen irgendwann zu wenig Zeit gewesen. Daher wurde die Fastnacht auf immer mehr Tage erweitert.
Auch die sogenannten Heischebräuche, bei denen die niederrheinischen Jecken um Gaben baten, entwickelten sich nach und nach. Einige Bräuche sind also bis heute noch erhalten geblieben. Das wussten auch Clara (8) und ihre Schwester Marlene (6) aus Mettmann, die mit ihrer Oma und ihren Eltern an der Aktion teilnahmen. Um sich auf die fünfte Jahreszeit einzustimmen, hatten sich die Beiden als Pipi Langstrumpf und Hexe verkleidet. Damit folgten sie einem alten Brauch. Von der Weydt: „Die Verkleidung kam durch die Kirche. Diese hat gesagt, die Fastnacht wäre ein Teufelswerk, weil ihnen das ausgelassene Feiern der Menschen nicht gefiel. Daher haben sich die Jecken als Teufel und Dämonen verkleidet.“ Clara gefällt das, doch eine Sache stört sie: „Meine Perücke kratzt und ist sehr warm.“ Als es ans Basteln des Rommelspotts ging, zog sie die orangefarbenen Zöpfe lieber vom Kopf.
Dann waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Elena (9) beklebte ihr Glas mit bunten Quadraten aus Transparent-Papier. Ihrem Bruder Eric waren die Formen egal. Er wollte einfach einen kunterbunten Rommelspott. Bei einem waren sich aber alle Teilnehmer einig: Die gebastelten Rommelspötte heischen bestimmt auch in diesem Jahr viel Süßes ein.