Kinder staunen über Indien
Kempener Realschüler bekamen einen Einblick in die Kultur und den Alltag des Subkontinents.
Kempen. Indisches Essen kennen und mögen einige der 30 Schüler der Klasse 5 b an der Erich Kästner Realschule bereits. Als ein herzhafter indischer Snack herumgereicht wird, greifen alle beherzt zu. Doch wo gehen Inder zum Arzt, an was glauben sie, und wie sieht ihr Alltag aus? Antworten auf diese und weitere Fragen gab es bei einem interkulturellen Training für Schulkinder. Referent war Simon Scholl, der Land und Leute von zahlreichen Reisen sehr gut kennt.
Auf dem 3,3 Millionen Quadratkilometer großen Subkontinent leben 1,2 Milliarden Menschen — jährlich kommen 18 Millionen Kinder hinzu. „Mannomann, dann sind ja alle Krankenhäuser voll“, bemerkt ein Fünftklässler. „Nein, überfüllt sind die Krankenhäuser nicht. Auch, wenn in Indien viele Menschen leben“, entgegnet Simon Scholl.
Scholl kam auf Einladung von Gerhard Schrimpf an die Realschule und erzählte dort in vier Klassen von der „Andersartigkeit der Inder“. Schrimpf, dessen Töchter Romy (10) und Esther (16) die Realschule besuchen, arbeitet als Projektleiter bei Siemens. Er ist für den Einkauf und die Logistik des Werkes in Kharagpur zuständig. „In den vergangenen zwei Jahren war ich zehn Mal jeweils zwei bis drei Wochen in Indien“, sagt Schrimpf. Dabei lernte er Land und Leute kennen — und absolvierte vorher selbst ein interkulturelles Training.
Was für den Geschäftsmann wichtig ist, finden die Schüler einfach nur interessant. „Die Kultur kennenlernen und die rasante Entwicklung dieses Landes erklären — darum geht’s mir“, sagt Schrimpf. Neugier herrscht bei den 30 Schülern und ihrer Klassenlehrerin Lena Ising. „Gibt es viel Armut da?“, möchte Rachel wissen. „Ja. Aber niemand verhungert dort“, sagt Scholl.
Fassungsloses Staunen und aufgeregtes Geflüster herrscht beim Thema Reinlichkeit. „Die Inder sind sehr reinlich“, betont Scholl. Dennoch gilt die linke Hand als unrein — sie wird als „Klo-Hand“ gebraucht. „Was ist dann mit Taxifahrern?“, will Finn wissen, die doch beide Hände zum Lenken brauchen. „Die benutzen wie alle Inder Wasser statt Klopapier“, erklärt Scholl.
Jede Klasse taucht zwei Schulstunden in die Welt der Inder ein. Für Scholl ist das Land „eine Möglichkeit, die eigene Vorstellung vom Leben auf den Prüfstand zu stellen“. Als Student begann der heute 33-jährige Münchener mit den Reisen. Diese waren durchaus bezahlbar: So waren für 23 000 Kilometer Zugfahrt umgerechnet gerade einmal 186 Euro fällig. Indien-Anfängern rät er, einfach loszufahren, ohne großen Plan. „Die Inder sind freundlich und hilfsbereit“, weiß er aus Erfahrung.