Neuer Beigeordneter Michael Klee vor großen Herausforderungen

Michael Klee ist seit einer Woche in Kempen. Mit der WZ sprach er über seine ersten Tage und die Ziele seines Dezernates.

Kempen. Ein Rathaus ist optisch wohl nicht der attraktivste Arbeitsplatz. Michael Klee sieht das anders — aus einer anderen Perspektive. Der neue Beigeordnete der Stadt Kempen fühlt sich an seinem Schreibtisch im Zimmer 129 des Rathauses pudelwohl. „Der Ausblick auf den Buttermarkt ist schön. Da ist immer ’was los“, sagt Klee, der seit knapp einer Woche diesen Ausblick genießt.

Wegen der Aussicht ist er aber nicht aus Aachen gekommen. Im Dezernat B, zu dem die Bereiche Jugend, Soziales und Senioren sowie Schule und Sport gehören, steht der Krefelder vor großen Herausforderungen. „Zunächst muss ich sagen, dass Kempen beim Zuschnitt des Dezernates einen mutigen und richtigen Weg geht“, sagte Klee am Dienstag im Gespräch mit der WZ. „Es ist sinnvoll, die Bereiche von der Geburt bis zum Lebensende in einem Dezernat zu betreuen.“

Dies sei auch der Hauptgrund gewesen, warum er sich um die Stelle in Kempen beworben hat. „Die Bereiche passen alle zu mir“, so Klee, der sich „spontan“ zur Bewerbung entschieden habe. An die Herausforderungen, vor denen der 51-Jährige steht, wolle er weniger spontan herangehen. „Sehr behutsam und mit Nachhaltigkeit“ will Klee arbeiten.

Bei den Kindertagesstätten hat die Stadt bereits mit Nachhaltigkeit gehandelt. So wird Kempen die gesetzlichen Bestimmungen beim Ausbau der U 3-Betreuung in Kürze erfüllen — im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen in NRW. „Da ist für die Familien schon eine gute Sicherheit geschaffen worden“, so Klee. Es gelte, dieses Niveau in den nächsten Jahren zu halten.

Vor Veränderungen steht die Schullandschaft. Im März beschlossen die Fraktionen einstimmig, sich ergebnisoffen über neue Schulformen — zum Beispiel eine Sekundar- oder eine Gesamtschule — Gedanken zu machen. „Kempen ist als Schulstadt hervorragend aufgestellt. Das beweist unter anderem die Zahl der Kinder, die von außerhalb hier zur Schule gehen“, sagt Klee. Die Zahl der „Einpendler“ sei höher als die der „Auspendler“.

Trotzdem müsse man sich über Neuerungen Gedanken machen. „Das wird der Schulausschuss in seinen Sondersitzungen ab Mai tun“, sagt Klee. „Deshalb ist es jetzt zu früh, schon über Modelle zu diskutieren.“

Bei den beiden Gymnasien, der Real- und Hauptschule bestehe auch kein „dringender Handlungsdruck“. Bei der Hauptschule bestünde dieser erst, wenn die Zweizügigkeit bei den Eingangsklassen nicht mehr erreicht würde. „Dann würde auch die Bezirksregierung irgendwann die Existenzfrage für die Hauptschule stellen“, sagt Klee.

Sollten Politik und Verwaltung zum Ergebnis kommen, eine Gesamtschule in Kempen einzurichten, müsse man sich auch Gedanken machen, ob weiterhin zwei Gymnasien existieren können. „Mit einer Gesamtschule hätten wir dann drei Schulen, die eine Oberstufe haben. Das wäre viel“, so Klee. Es bringe aber nichts, sich schon jetzt mit diesen Planspielen zu befassen. „Letztlich ist alles eine Sache der Nachfrage. Die Eltern werden mit den Füßen darüber abstimmen, welche Schulformen sie möchten.“

Im Bereich der Jugendarbeit sieht Klee Möglichkeiten zur Veränderung: „Da müssen wir eine Bestandsaufnahme machen. Wir müssen uns fragen, wo weitere Potenziale liegen.“ Zum Beispiel, ob die klassische Arbeit in den Jugendzentren noch zeitgemäß sei. „Da würde ich mich freuen, wenn wir Jugendliche mit einbinden können“, sagt der Dezernent.

Mit „großer Freude“ gehe Klee daran, das Angebot für Senioren in Kempen zu erweitern. „Das ist wichtig für eine Stadt. Und es ist spannend, diese Dinge zu entwickeln“, sagt der 51-Jährige. Schließlich gebe es da von Land und Bund wenige gesetzliche Vorgaben und somit einen großen Gestaltungsspielraum.

Eine gesetzliche Vorgabe — die Reduzierung des Zweibettzimmer-Anteils in Seniorenheimen bis 2018 — muss aber erfüllt werden. Das Von-Broichhausen-Stift muss umgebaut und ein drittes Altenheim in Kempen errichtet werden. „Da müssen wir sicher bald die Richtung vorgeben“, so Klee. „Es ist aber noch nichts entschieden.“

Auch die Trägerschaft eines dritten Heimes nicht — Hospital-Stiftung wie in Von-Broichhausen- und St. Peter-Stift oder ein neuer Träger? „Der Rat hat sich für eine Trägervielfalt ausgesprochen“, sagt Klee.

Die Hospital-Stiftung sei aber nicht ausgeschlossen. Der neue Beigeordnete werde „völlig objektiv“ an dieses Thema gehen: „Das beste Angebot sollte den Zuschlag bekommen.“

Bleibt noch der sportliche Bereich mit dem vorherrschenden Thema Kunstrasen. „Das ist auch schon bei mir angekommen“, sagt Klee und lacht. Er will das Thema aber mit allem Ernst angehen. „Der Bedarf für einen Kunstrasenplatz ist ohne Frage da“, sagt der Beigeordnete. „Auch hier müssen wir aber nachhaltig entscheiden.“

Heißt, dass ein neuer Platz möglichst lange halten soll und somit auch „um die 600 000 Euro kosten wird“. Wie bereits berichtet, soll der SV Thomasstadt die Hälfte davon übernehmen. Mit dem Verein werde es weitere Gespräche wegen der Finanzierung geben. „Alles weitere muss man sehen.“