Knigge-Kurs: Gabel links, Messer rechts
15 Teilnehmer lernten in einem Restaurant, wie man sich beim Essen benimmt.
Kempen. Ein Essen in einem vornehmen Restaurant birgt so manche Tücken. Schnell ist vergessen, welches Essbesteck wann zum Einsatz kommt. Dass gute Tischmanieren und das richtige Eindecken gar nicht so schwer sind, zeigte der Kurs der Volkshochschule (VHS) „Vorgelegt — das etwas andere Mahl . . .“ unter der Leitung von Dorothea Treichel-Linneweber.
Es ist Freitagabend, langsam finden sich alle 15 Kursteilnehmer im Restaurant „Ela“ an der Ellenstraße ein. In der „Sylter Stube“, dem Wintergarten des Restaurants, sind die Tische jedoch noch nicht gedeckt. „Sie sehen schon: Das sieht nach Arbeit aus“, sagt Dorothea Treichel-Linneweber. „Gleich muss jeder von Ihnen selbst eindecken. Anschließend korrigiere ich dann und zeige, wie es richtig geht.“
Zum vierten Mal bietet die Duisburgerin ihren Benimm-Kurs im Restaurant von Seyhan Alkan an — denn „das Essen ist einfach sehr lecker.“ Die Menükarte, die jeder Teilnehmer an seinem Platz findet, verkündet den Ernstfall: Eine Suppe als Vorspeise und „Nudeln nach Bodrum Art“ als Hauptgang.
Flecken auf Kleidung und Tischtuch sowie Schlürfen und Schmatzen sind bei Gerichten solcher Art oft programmiert. Daher erklärt Treichel-Linneweber im Voraus genau, wie mit Löffel, Messer und Gabel richtig umzugehen ist und räumt sogar einen hartnäckigen Mythos aus dem Weg:
„Es gibt eine ‚Bestecksprache’ und die besagt, dass alle Bestecke, die einmal benutzt wurden, das Tischtuch nicht mehr berühren dürfen. Dass das Besteck nach dem Essen aber rechts oder links auf den Teller gelegt wird, um anzuzeigen, ob es geschmeckt hat oder nicht, davon habe ich noch nie etwas gehört“, sagt die Kursleiterin.
„Ich bin gespannt, wie das alles abläuft und freue mich natürlich schon auf das leckere Essen“, so Eva Heiland, die gemeinsam mit ihrem Mann an dem Benimm-Kurs teilnimmt. „Die Tischsitten haben sich im Laufe der Jahrhunderte geändert und ich finde es interessant zu sehen, wie man sich früher beim Essen verhalten hat.“
So gibt es neben den aktuellen Knigge-Regeln auch einen historischen Hintergrund rund um den Gang ins Restaurant. „Früher musste immer der Herr der Dame die Tür aufhalten. Heutzutage muss das nicht immer so sein, denn wenn eine Dame einen männlichen Gast hat, ist sie die Ranghöhere und darf auch höflich hereinbitten“, erklärt Kursleiterin Treichel-Linneweber.
Die Krefelderin Claudia Eichelhauer hatte über den Katalog der VHS von dem Benimm-Kurs erfahren. „Ich möchte gern lernen, wie ich mich in der ‚feineren Umgebung’ verhalten sollte, ohne negativ aufzufallen. Aber auf das kulinarische Vergnügen freue ich mich natürlich auch sehr“, sagt sie.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Restaurant „Ela“ und der VHS kam durch Professor Klaus-Peter Hufer, Fachbereichsleiter der Geistes- und Sozialwissenschaften an der VHS Viersen, zustande. „Professor Hufer hat mich angesprochen, weil das Philosophische Café der VHS auch regelmäßig hier stattfindet.
Unsere „Sylter Stube“ ist für solche Kurse auch eine gute, ruhige Räumlichkeit“, so Seyhan Alkan. Aus einem Benimm-Kurs mit Drei-Gänge-Menü entwickelte sich im Laufe des Abends ein nettes Gespräch über die Deutsche Esskultur und deren Fettnäpfchen.