Unterschriften gegen Schreckschuss-Anlagen
Anwohner des Hagelkreuz-Viertels wehren sich. Die Kempener Landwirte werben um Verständnis.
Kempen. Mehrere Anwohner gehen im Kampf gegen die Schreckschuss-Anlagen auf einem Feld an der Straelener Straße in die Offensive. „Ich habe jetzt eine Unterschriftenaktion gestartet“, sagt Georg Geub, Anwohner des Hagelkreuz-Viertels, im Gespräch mit der WZ. Schon nach wenigen Tagen habe er an mehreren Straßen im Hagelkreuz-Viertel mehr als 40 Unterschriften sammeln können. Die Aktion soll jetzt ausgeweitet werden. „Die Unterschriften will ich in Kürze an Bürgermeister Volker Rübo übergeben“, so Geub.
Er und andere Anwohner fühlen sich — wie schon 2011 — durch Schreckschuss-Anlagen belästigt, mit denen ein Landwirt an der Straelener Straße Vögel von seinen Feldern vertreibt (die WZ berichtete). Die Kanonen seien zu laut und zwischen den Schreckschüssen seien die Zeitabstände zu gering. Auf Veranlassung des Ordnungsamtes musste bereits eine Anlage neu eingestellt werden.
Aus Sicht von Geub sind die Maßnahmen der Stadt Kempen zum Schutz der Anwohner vor Lärmbelästigung aber nicht ausreichend. „Deshalb habe ich mich jetzt auch ans Landesministerium und an den Kreis Viersen gewandt“, sagt der Anwohner.
Das bestätigt Axel Küppers, Pressesprecher des Kreises Viersen, auf Anfrage der WZ: „Die Stadt Kempen ist vom Ordnungsamt des Kreises Viersen aufgefordert worden, bis zum 26. Juni eine Stellungnahme zum Thema abzugeben.“ Danach müsse der Kreis entscheiden, ob in Kempen „Handlungsbedarf“ wegen der Schreckschuss-Anlagen besteht oder nicht.
Auch das NRW-Umweltministerium hat sich der Angelegenheit angenommen. Das geht aus einem Schreiben hervor, das die Behörde an den Anwohner geschickt hat: Geub habe sich unter anderem über die „Untätigkeit des Kempener Ordnungsamtes“ beschwert. Das Ministerium hat jetzt die Bezirksregierung als zuständige Fachaufsichtsbehörde beauftragt, „die Vorfälle zu überprüfen“.
Die Landwirte werben indes um Verständnis. „Mit den Schuss-Anlagen wollen wir ja niemanden ärgern. Die Geräte sind eine Notwendigkeit“, sagt Peter Josef Coenen, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, auf Anfrage der WZ. Vor allem Tauben, die die Gemüsepflanzen fressen, könnten nur durch Warnschüsse vertrieben werden. „Ansonsten droht den Bauern ein finanzieller Schaden“, so Coenen. Und der Verbraucher würde über zu wenig Gemüse in den Geschäften klagen.
Innerhalb der Ortsbauernschaft habe Coenen deutlich gemacht, sich an die Regeln zu halten — zum Beispiel nur zwischen 7 und 21 Uhr die Schuss-Anlagen zu betreiben. Sollte sich ein Landwirt nicht an die gesetzlichen Vorgaben mit Blick auf Uhrzeiten und Lautstärke halten, „müssen eben Bußgelder ausgesprochen werden“, so Coenen.