Grefrath Kölner Orgel stand vor 273 Jahren in Grefrath

Bei Recherchen entdeckte Heimatforscher Willmen das Instrument, das für evangelischen Beetsaal gebaut wurde.

Foto: Schafgans (DGPh)

Grefrath. Im Zuge der Namensforschung entdeckte Karl A. Willmen, Vorsitzender des Oedter Heimatvereins, nicht nur einen Ahnen — der sich mit nur einem „l“ schrieb — sondern auch eine Orgel, die einst in Grefrath gestanden hat und über Umwege jetzt bei der evangelischen Kirchengemeinde in Köln-Rondorf steht. Gebaut wurde besagtes Instrument 1743 vom Elberfelder Orgelbauer Jacob Engelbert Teschemacher.

1614 gab es eine evangelische Kirchengemeinde in Süchteln. Im damaligen Mitgliederverzeichnis standen acht Gläubige aus Grefrath. Der Mittelpunkt dieses Kreises war die Familie Pasch in der Großhonschaft Schlibeck. Im 19. Jahrhundert erhielten die evangelischen Christen einigen Zuzug, vornehmlich durch die preußische Verwaltung und vor 70 Jahren durch Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten. Doch es dauerte noch bis zum 1. April 1961, bevor die evangelische Kirchengemeinde Grefrath offiziell gegründet wurde.

Bei seinen Recherchen entdeckte Willmen, dass es bereits im Jahre 1743 einen Betsaal der reformierten Gemeinde in Grefrath gegeben haben muss. In diesem Jahr hat nämlich Orgelbauer Teschemacher für diesen Betsaal eine Orgel gebaut. Teschemacher, selbst Pietist, baute seinerzeit viele kleinere Instrumente für reformierte Gemeinden am Niederrhein und in den Niederlanden.

Um das Jahr 1760 kam die Grefrather Orgel in die evangelische Kirche nach Kaldenkirchen. Dort war sie 145 Jahre im Dienst und zwar bis 1905. Damals erwarb sie der Kölner Theologe und Kunstsammler Alexander Schnütgen. Die Grefrather Orgel stand von 1910 bis etwa 1920 in dem von ihm gegründeten Kölner Schnütgen-Museum. Danach wurde sie in ihre Einzelteile zerlegt und im Museum-Depot eingelagert — und geriet in Vergessenheit.

Bis sie vor zwölf Jahren wiederentdeckt wurde. Der Restaurator Hans-Wolfgang Theobald wurde um Einschätzung der Erhaltungswürdigkeit dieses „Schätzchens“ aus Grefrath gebeten. Er erkannte schnell dessen kunsthistorische Bedeutung. Denn: Es gibt nur noch etwa zehn Instrumente, die noch überwiegend im ursprünglichem Zustand erhalten sind. Das Manual besteht aus: Violin, Bordun, Principal, Fleut traverso, Nachthorn, Octava, Quinta, S:Octava, Schalmey Disc und Fagott Bass.

Die Grefrather Orgel wurde von der Orgelbaufirma Johannes Klais in Bonn restauriert. Auf der Suche nach einer Finanzierungsmöglichkeit für die Restaurierung sprang die evangelische Gemeinde in Köln-Rondorf ein. Diese hatte schon 1989 eine historische Gerhardt-Orgel bei Klais restaurieren lassen.

So steht jetzt die restaurierte Teschemacher-Orgel in der Rondorfer Emmanuel-Kirche. Vorgestellt wurde das Instrument im November 2014 mit einem Konzert mit zwei Trompeten und zwei Orgeln. Das zweite Instrument neben dem von Teschemacher war eine Gebhardt-Orgel aus dem Jahr 1880. mb/Lee