Baggersee Königshütte-See in Kempen: Behörden wollen durchgreifen

Kempen · Müll und illegale parkende Autos – Zur Kontrolle der Lage am Königshütte-See haben Stadt Kempen und Kreis Viersen einen Stufenplan erarbeitet.

Vor allem die Hinterlassenschaften der „Badegäste“ im Landschaftsschutzgebiet sind ein Ärgernis.

Foto: Kreis Viersen

Es sind seit Jahren die gleichen Szenen. Müll auf dem Gelände, illegal parkende Autos entlang der Hülser Straße, Grillen und Partys am Ufer, verbotenes Baden. Es ist nicht übertrieben, dass sich Menschen daneben benehmen und die Behörden die Lage am Königshütte-See nie wirklich in den Griff bekommen haben – insbesondere in den beiden heißen Sommern 2018 und 2019.

Am Ende des vergangenen Sommers kündigten Kreis Viersen und Stadt Kempen ein gemeinsames Konzept an. Eine Arbeitsgruppe mit Kreisdirektor Ingo Schabrich an der Spitze sollte Ordnungsmaßnahmen vorbereiten. Am 10. April wollte sich Schabrich gegenüber der Westdeutschen Zeitung noch nicht im Detail dazu äußern und kündigte einen Pressetermin an. Daraus wurde nun offenbar nichts – am Donnerstag verschickte der Kreis Viersen eine Mitteilung und kündigte einen Stufenplan für das Areal zwischen Kempen und St. Hubert an.

„Für den Königshütte-See gibt es ein neues Einsatzkonzept. Mit umfangreichen Kontrollen wird fortan gegen die zahlreichen Regelverstöße dort vorgegangen. Dies betrifft Menschen, die dort illegal baden, grillen oder parken. Grundlage ist ein gestufter Einsatzplan, auf den sich der Kreis, die Stadt Kempen und die Polizei geeinigt haben. Ein Teil des Privatgeländes ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen“, heißt es in der Mitteilung. „Wir nehmen es nicht hin, dass sich der Königshütte-See zu einem rechtsfreien Abenteuerraum entwickelt. Die Corona-Pandemie macht ein konsequentes Einschreiten noch dringlicher. Angesichts der Kontaktverbote ist es verantwortungslos, wenn Menschen sich dennoch in Gruppen am See treffen“, wird Landrat Andreas Coenen zitiert.

Auch Kempens Bürgermeister Volker Rübo wird in der Mitteilung mit einer Stellungnahme zitiert: „Das Ordnungsamt ist täglich im Einsatz und alle illegalen Besucher des Königshütte-Sees müssen damit rechnen, kontrolliert zu werden, jederzeit. Verstöße werden ausnahmslos verfolgt und konsequent zur Anzeige gebracht.“

Das neue Einsatzkonzept sieht ein stufenweises Einschreiten vor. „Die Maßnahmen der Ordnungsbehörden reichen je nach Lage von kleineren Spontankontrollen durch Mitarbeiter des Ordnungsamts der Stadt Kempen, bei denen Polizei nur im Bedarfsfall angefordert wird, bis hin zu Großkontrollen mit mindestens 20 Beamten des Ordnungsamts und der Polizei“, so der Kreis Viersen.

Dabei sollen Verstöße wie „Parken außerhalb eingerichteter Stellplätze, lagern, grillen, baden, Feuer machen oder Abfall hinterlassen“ geahndet werden. „Zu den Maßnahmen gehören Verwarnungen (in einfachen Fällen bei Ersttätern), Bußgelder, Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs, Platzverweise und Strafanträge, Abschleppaktionen von Autos im großen Stil sowie Verkehrskontrollen“, heißt es in der Mitteilung.

Und so soll das vierstufige Einsatzkonzept aussehen.

Stufe 1, „Spontankontrolle“

Lage: kein ausgesprochenes Badewetter; außerhalb der Schulferien; an Wochentagen. Bis zu 20 Personen vor Ort (keine größeren Gruppen)

Verstöße: Lagern (dauernder Aufenthalt), Feuer, grillen, Abfall hinterlassen, das Parken außerhalb von eingerichteten Stellplätzen

Maßnahmen: Belehrung, Bußgeld, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, bei Ersttätern und einfachen Fällen Verwarnung (50 Euro), Parkverstöße werden verwarnt, Personalienfeststellung, Platzverweis

Stufe 2, „Kleinkontrolle“

Lage: Badewetter, außerhalb und während der Schulferien, Freitag bis Sonntag. Bis zu 50 Personen vor Ort, aber keine größeren Gruppen

Verstöße: Lagern (dauernder Aufenthalt), Feuer, grillen, Abfall hinterlassen, das Parken außerhalb von eingerichteten Stellplätzen

Maßnahmen: Belehrung, Bußgeld, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, bei Ersttätern und einfachen Fällen Verwarnung (50 Euro), Parkverstöße werden verwarnt, Personalienfeststellung, Platzverweis

Stufe 3, „Großkontrolle“

Lage: gutes Badewetter, außerhalb und während der Schulferien, Freitag bis Sonntag, bis zu 50 Personen vor Ort, auch größere Gruppen

Verstöße: Lagern (dauernder Aufenthalt), Feuer, grillen, Abfall hinterlassen, das Parken außerhalb von eingerichteten Stellplätzen

Maßnahmen: Belehrung, Bußgeld, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, Verwarnungen, Personalienfeststellung, Platzverweis

Stufe 4, Erweiterte Großkontrolle

Lage: hervorragendes Badewetter, während der Schulferien und eine Woche zuvor, Freitag bis Sonntag, bis zu 50 Personen vor Ort, auch große Gruppen

Verstöße: Lagern (dauernder Aufenthalt), Feuer, grillen, Abfall hinterlassen, das Parken außerhalb von eingerichteten Stellplätzen

Maßnahmen: Belehrung, Bußgeld, Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, Verwarnungen, Personalienfeststellung, Platzverweis. „Drei Gruppen mit mindestens fünf Beamten kontrollieren ab den Zugängen im Uhrzeigersinn“, so der Kreis. „Personen sollen sich der Kontrolle nicht entziehen können. Zugänge werden gesondert bewacht. Abschleppmaßnahmen vor allem an der Hülser Straße, gegebenenfalls führt die Polizei vor Ort allgemeine Verkehrskontrollen und Geschwindigkeitsmessungen durch.“

Aktuell kontrolliert das Ordnungsamt auch unter der Maßgabe der Corona-Beschränkungen. Wer sich in Gruppen auf dem Privatgelände aufhält, muss mit hohen Geldbußen rechnen. Pro Verstoß gegen Corona-Regeln erhebt die Stadt ein Bußgeld von 200 Euro. Am Wochenende vor Ostern, als das Wetter sommerlich war, registrierte die Stadt nach eigenen Angaben mehr als 30 Verstöße auf dem früheren Auskiesungs-Gelände der Firma Klösters (die WZ berichtete).