Jazz-Konzert Musikalischer Orient Express in der Haltestelle
Kempen. · Das Ausnahme-Quartett „Echoes of Swing“ überzeugte bei seinem Gastspiel in Kempen.
Die „Echoes of Swing“ sind die Fantastischen Vier der deutschen Jazz-Szene. Mit ihren temperamentvollen Interpretationen und unterschieldichen Stilrichtungen gehören sie zu den besten Bands ihrer Art und sind zurecht mit hohen Auszeichnungen dekoriert worden. Bei ihrem Konzert in der „Haltestelle“ in Kempen bewiesen sie ihr Können einmal mehr. Hier haben sie schon eine Art Heimspiel, denn an den Wänden hängen großformatige Fotos von ihren Auftritten, von denen es schon mehrere auch in der Region gab.
Die Band ist in vielfacher Weise einzigartig. Das gilt für die Besetzung mit zwei Bläsern: dem Altsaxofonisten und Bandleader Chris Hopkins und dem Trompeter Colin Dawson sowie dem Pianisten Bernd Lhotzky und Drummer Oliver Mewes. Und seit 20 Jahren spielen sie in unveränderter Besetzung. Kein Wunder also, dass ihr Zusammenspiel perfekt ist und sie hervorragend aufeinander eingespielt sind.
Das Konzert begann mit Hopkins’ Eigenkomposition „Orient Express“, bei der die Bläser akustisch eine Eisenbahn durch den Raum schickten. Nach dem Jazzstandard „Some of these days“ sang Colin Dawson eine Liebeserklärung eigener Art mit Cole Porters „Dream dancing with you“. Da die Band gerne Jazz und Pop mischt, passte auch der Mitsing-Song „Volare“ von Domenico Modugno ins Programm.
Neue Nuancen für
bekannte Melodien
Der Band gelingt es mit raffinierten Arrangements und ausdrucksstarken Interpretationen auch bekannten Titeln immer wieder neue Nuancen hinzuzufügen. Der gefühlvollen Ballade „The Nearness of you” von Hoagy Carmichael, dem Schöpfer der Melodie „Georgia on my mind“, folgte aus der „The Far East Suite” der Jazzlegende Duke Ellington aus den 1960er-Jahren der Titel „Blue Pepper“. Dies ist auch der Titel der aktuellen Band-CD. Bernd Lhotzky setzte Akzente bei einem eindrucksvollen Solo am Piano, unterstützt von Oliver Mewes an den Drums, der bei einem Arrangement mit eigener Note des Klassikers „Old man river“ seinerseits ein äußerst hörenswertes Solo startete.
Nach der Pause machten die vier Ausnahmemusiker deutlich, dass die Grenzen zwischen Jazz und Klassik rasch verwischen können. Aus der „Schönen Müllerin“ von Schubert wurde fast eine Art Gospelsong und auch die „Schmetterlings-Etüde“ von Frédéric Chopin gestaltete Bernd Lhotzky eigenwillig zu einem Jazztitel um. Dazu noch einmal der Duke mit „On an Turquoise cloud“, Colin Dawson sang „The old country” und aus dem “Great American Songbook“ erklang Richard Rogers „Where or when”, ehe Lhotzky und Hopkins allein ihren Titel „I surrender dear“ gestalteten. Dass sie auch Ragtime können, bewiesen die Fanta Four mit Scott Joplins „The right time line dance“. Zugabe war, was Louis Armstrong am Ende seiner Konzerte spielte: When it`s sleepy time down south“.