Kempen Kooperation auf der Suche nach „idealen Azubis“
Die Stadtwerke Kempen und das Berufskolleg haben einen Vertrag unterzeichnet. Schüler werden die Abläufe des Unternehmens kennenlernen.
Kempen. In der Wirtschaft könnte man von einer klassischen Win-win-Situation sprechen: Die Stadtwerke Kempen und das Berufskolleg haben gestern einen Vertrag zur Schulpartnerschaft unterzeichnet. „Für uns ist dies aus zweierlei Gründen wichtig“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling bei der Unterzeichnung. „Zum einen möchten wir junge Leute gezielt in Ausbildung bringen. Zum anderen sind wir natürlich daran interessiert frühzeitig gute Auszubildende zu bekommen.“
Der Vertrag zwischen dem Energieunternehmen und der Schule ermöglicht künftig Schülern einen Einblick in die Abläufe bei den Stadtwerken. So wird es zum Beispiel Betriebsbesichtigungen geben. Außerdem stellen die Stadtwerke Praktikumsplätze in verschiedenen Bereichen zur Verfügung. Ferner soll es Bewerbungstrainings geben.
„Das Angebot ist für unsere Schüler eine große Chance“, sagte Elke Terbeck, Leiterin des Berufskollegs. Sie würden im Rahmen ihrer Berufsorientierung betriebliche Abläufe und verschiedene Ausbildungsberufe kennenlernen. In das Projekt mit den Stadtwerken integriert seien junge Menschen, die sich zum Beispiel nach einem Hauptschulabschluss am Berufskolleg auf dem Weg zur Fachoberschulreife oder Fachhochschulreife befinden. „Es handelt sich also um Schüler, für die in Kürze die Suche nach einem Ausbildungsplatz beginnt.“ Laut Terbeck steht am Ende einer Kooperation mit einem Unternehmen möglicherweise der „ideale Auszubildende“ für die jeweilige Firma bereit.
Die Stadtwerke werden den Schülern des Berufskollegs mit seinen Standorten in Kempen, Lobberich, Willich und Tönisvorst Einblicke in verschiedene Ausbildungsberufe geben: Industriekaufmann, Elektroniker für Betriebstechnik, Anlagenmechaniker und Fachangestellter für Bäderbetriebe. Außerdem gehören die dualen Studiengänge Bachelor of Arts und Bachelor of Engineering zum Vertragsinhalt.
„Unser Angebot an Ausbildungsberufen hat sich in den vergangenen Jahren vielfältig verändert“, so Siegfried Ferling. Gerade die kaufmännischen Berufe hätten an Bedeutung gewonnen. „Das hat natürlich mit einem veränderten Wettbewerb auf dem Energiemarkt zu tun. Die Vertriebsschiene wird für uns immer wichtiger“, sagte der Geschäftsführer.
„Ich bin den Stadtwerken sehr dankbar, dass sie zum Kooperationspartner werden“, sagte Antonio Liepold, der am Berufskolleg für das Knüpfen der Kontakte in die Wirtschaftswelt zuständig ist. Insgesamt bestünden mit einem „guten Dutzend“ Unternehmen entsprechende Vereinbarungen. „Mit den Stadtwerken haben wir nun ein starkes und regional verankertes Unternehmen dazubekommen.“
Liepold freute sich auch darüber, dass mit Mitarbeitern der Stadtwerke künftig „Experten aus der Praxis“ Gastvorträge an der Berufsschule halten werden. „Unsere Lehrer im Kollegium verfügen zwar über eine Menge Fachwissen. Es ist aber immer etwas Besonderes, wenn die Schüler die Chance auf Informationen aus erster Hand haben“, so Liepold. Und dies sei nun durch die Kooperation mit den Kempener Stadtwerken gewährleistet.
Vermittler der Kooperation war die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Kontakte zwischen Schulen und Unternehmen in der Region herzustellen“, so Gabriele Götze, die bei der IHK für das sogenannte Schulkontaktmanagement zuständig ist. Mit Blick auf die Stadtwerke habe die IHK bereits mehrere Kooperationen mit anderen Schulen auf den Weg gebracht. Nun sei das Kempener Berufskolleg dazugekommen. Insgesamt gebe es auf Vermittlung der IHK mehr als 70 solcher Kooperationen in der Region.