30. Niederrheinischer Radwandertag Den Niederrhein auf zwei Rädern erkunden
Kreis Viersen · Insgesamt 90 Touren erwarteten die Fahrradfahrer beim 30. Niederrheinischen Radwandertag mit seinen 62 Start- und Zielorten. An den Stempelstellen in Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Willich war schon am Morgen viel los.
Unter dem rot-weiß gestreiften Sonnenschein sitzend kommen Renate Achten und Bruni Düster aus dem Stempeln gar nicht mehr heraus. Unermüdlich setzten sie ein blaues „T“ auf die Startkarten für die Teilnehmer des Niederrheinischen Radwandertags. Die beiden ehrenamtlichen Helfer des Tönisvorster Medikamentenhilfswerks Action Medeor betreuen die Stempelstelle auf dem St. Töniser Obsthof
„Wir hatten schon um 9.45 Uhr den ersten großen Andrang, obwohl es eigentlich erst um 10 Uhr offiziell losging“, sagt Achten. Inzwischen, es ist kurz vor elf Uhr, liegt die Starterzahl bei 150 Teilnehmern, wobei „wir auch schon die ersten Karten mit einem zweiten Stempel versehen haben – von Radfahrern, die an anderen Orten gestartet sind und die ersten Kilometer schon zurückgelegt haben“, sagt Düster.
Dazu gehören auch Martina und Alfred Schwarting. „Wir sind in Vinkrath gestartet. Wir nehmen seit vielen Jahren am Niederrheinischen Radwandertag teil. So lernt man immer wieder neue Gegenden kennen“, sagt Martina Schwarting. Johannes Schaffrath, der zusammen mit seiner Frau Martina Depping aus Wegberg gekommen ist, hat ebenfalls schon eine Strecke hinter sich: Die beiden sind nämlich daheim mit dem Velomobil gestartet und haben es nicht per Anhänger mitgenommen. „Wir sind bereits die ersten 32 Kilometer gefahren. Jetzt nehmen wir an der speziell abgeänderten Tour 56 für Velomobile teil und fahren die nächsten 32 Kilometer, bevor es wieder nach Hause geht“, berichtet er. Man habe sogar Fahrer aus Limburg vor Ort, berichtet Hartmut Genz, ebenfalls Velomobil-Fahrer.
Werner Steyer ist mit dem Rad angereist, wie die meisten Teilnehmer. „Der Niederrhein ist ein Paradies für Radfahrer. Nur die Beschilderung müsste optimiert werden. Da sind uns die Niederländer voraus“, bemerkt er. Mit seinem noch nicht einmal zwei Jahre alten Rad hat er bereits 10 300 Kilometer zurückgelegt, nun folgen die nächsten Kilometer. Aber nicht nur auf dem Obsthof geht es betriebsam zu. An der Burg in Kempen stehen Dutzende von Fahrrädern, an den aufgebauten Bierzeltgarnituren ist es voll. Die Radler stärken sich mit Köstlichkeiten aus dem Foodtruck und gönnen sich zum Nachtisch ein Eis. „Um 11.30 Uhr hatten wir 398 Starter. Dazu kommen jetzt die vielen Durchfahrer, die einkehren, bevor es weitergeht“, sagt Ariane Müller, die regionale Koordinatorin des Niederrheinischen Radwandertags Kempen/Kreis Viersen.
An der Stempelstelle informieren sich die Starter über die Routen, die Kempen kreuzen. Die Verlosungsbox füllt sich ebenfalls: Wer den zweiten Stempel hat, kann an der Verlosung teilnehmen. Hauptgewinn ist ein Fahrrad. Gefragt ist die Mühlenradtour, die für Kempen entwickelt wurde. „Heute zum Niederrheinischen Radwandertag haben wir extra eine vom Heimatverein Tönisberg betreute Stempelstation in Vinnbrück eingerichtet. Zudem haben wir alle zwölf Mühlen mit einem Informationsschild versehen“, sagt Müller.
Wer vom Burgplatz die Routen 22 und 48 einschlägt, kann bei Familie Tölkes auf dem Köpershof einkehren – dort ist Sommerfest. Auf dem großen Schwenkgrill brutzelt das Fleisch, unter dem gigantischen Sonnenschutzfallschirm wird geschlemmt. „Das Eis ist superlecker“, bemerkt die 15-jährige Marlies, die sich gerade ein Eis vom Schmeck-Lecker-Eiswagen geholt hat, das in Kempen hergestellt wird. Andere Radler bummeln an der Oldtimer-Traktoren-Ausstellung vorbei, die Martin Schräder von den Schlepperfreunden Hinsbeck organisiert hat, während der Bruder von Claudia Tölkes, Lutz Vennekel, über die landwirtschaftlichen Maschinen von einst und heute in der großen Kartoffelhalle informiert. „Viele Leute wissen gar nicht, wofür die verschiedenen Maschinen eigentlich sind“, stellt er fest.
Auf dem Marktplatz in Grefrath nutzen derweil etliche Teilnehmer des Radwandertages das Angebot der Kreispolizei Viersen. Die beiden Polizeihauptkommissare Martin Gennert und Tobias Stappert prüfen Räder nicht nur auf ihre Verkehrssicherheit und informieren über Diebstahlschutz. Sie haben auch den Pedelec-Simulator dabei – und bei dem muss so mancher Nutzer feststellen, dass auch mit einem Pedelec nicht nonstop Höchstgeschwindigkeit gefahren werden kann, will man auf unvorhergesehene Verkehrssituationen reagieren, ohne einen Unfall zu verursachen. Bei Christoph Heidler vom gleichnamigen Radsportgeschäft geht es hingegen ruhig zu. „Die Radler sind gut vorbereitet. Luft nachpumpen und mal einen Sattel feststellen war gefragt, aber in Sachen Pannenhilfe musste ich noch nicht einschreiten“, sagt Heidler.
Am Schiefbahner Heimatmuseum Kamps Pitter nutzt indes so mancher Radler das Angebot, einmal durch das Museum zu schlendern, um erstaunt festzustellen, wie schön und informativ es von den Heimatfreunden gestaltet wurde.