„Küss langsam“ im Forum: Ein Rosenkrieg mit viel Action

Die Ehnerts bieten eine Mischung aus Kino, Theater und Comedy.

St. Hubert. Im Warteflur des Scheidungsanwaltes fliegen die Fetzen. Die Situation ähnelt einem Verkehrsunfall: Es ist furchtbar, und dennoch oder gerade deshalb wendet so gut wie niemand seinen Blick ab.

In ihrem Programm „Küss langsam“ treiben die Kabarettisten Jennifer und Michael Ehnert den Geschlechterk(r)ampf gekonnt auf die Spitze. Damit begeisterten sie an zwei Abenden die Gäste im Forum am Hohenzollernplatz.

Das Szenario ist simpel: Auf dem bereits erwähnten Flur trampelt das (Noch-) Ehepaar ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Scherbenhaufen seiner Beziehung herum. Dabei entlädt sich alles, was sich im dreijährigen Ehe-Frust angestaut hat.

Sie streiten, keifen, spielen mit Stereotypen und Klischees — lassen kein Vorurteil aus. Ihre emotionale Achterbahnfahrt gleicht einer langen, zum Weinen komischen Strophe im ewigen Lied der Ehe.

Der Einsatz von Rollenbildern im Wartesaal der Gescheiterten zeigt Wirkung: Das Publikum reagiert direkt, erkennt so manche Situation leidvoll wieder.

Aufgebaut ist das Stück als Beziehungs-Actionkomödie: Immer wieder wechseln die zwei zu Spielszenen mit komödiantischem Talent und guter Schauspielkunst. Diese Mischung aus Kino, Theater und Kabarett bringt Tempo auf die Bühne — und erklärt, wie es zum Rosenkrieg kommen konnte. Es ist wie beim Abend mit Freunden: Ach was sind wir froh, dass nur die anderen nicht miteinander auskommen.

Im wahren Leben sind Jennifer und Michael Ehnert übrigens glücklich verheiratet. „Zu Hause spielen wir das Programm mit abgewandeltem Text“, lässt sie uns am Ende wissen. kr