Live-Performance an der Burg Uda Was passiert mit der Niers nach dem Ende der Kohleförderung?

Grefrath/Süchteln · Was hat die Niers mit dem Toten Meer zu tun? Was verbindet die Abbaugebiete des Hambacher Tagebaus und die Lausitzer Braunkohlereviere mit dem Fluss? Darum ging es bei „Pools an der Niers“ an der Burg Uda.

Marlene Helling setzt sich in Bezug zu sich und den Szenen, wenn sie ihre im Film zu sehenden Bewegungen vor dem Publikum spiegelt.

Foto: Norbert Prümen

Alles war dunkel an der Burg Uda an diesem Montagabend. Nur eine neun Meter breite und 170 Zentimeter hohe Leinwand strahlte Licht aus. Vor der Leinwand: eine Leiter, ein Sandhaufen, ein kleines Wasserbecken. „Pools an der Niers“ hieß die Videoperformance, die die Künstlerin Marlene Helling auf Einladung des Viersener Vereins Königsburg unweit einer der Protagonisten, der Niers, aufführte.

Etwa eine Stunde lang wurden die Gäste mit einer Fülle an Bildern konfrontiert: Tiefe Abbruchkanten, verfallene und verlassene Häuser und Industriebauten, Rohrleitungen oder Bagger, die sich tiefer und tiefer in die Landschaft graben. Aber auch idyllische Landschaften, Menschen, die sich zufrieden im salzigen Wasser des Toten Meers treiben lassen und junge Leute, die lachend und schwatzend auf der Niers paddeln.

Marlene Helling hat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Abschlussarbeit ihres Studiums Szenische Forschung an der Ruhr-Universität Bochum das Tote Meer und die Abbaugebiete besucht und gefilmt. Nun hat sie die Niers hinzugefügt. Auch sie selbst taucht in den Videofilmen auf. Das Besondere an der Live-Performance ist, dass die Künstlerin sich in Bezug zu sich selbst und den Szenen setzt, wenn sie ihre im Film zu sehenden Bewegungen vor dem Publikum spiegelt, wenn sie sich auf den Sandhaufen hockt, während sie im Film auf einer Mauer sitzt, sich auf den Boden legt oder in den kleinen Pool. Hier und da gibt Helling kurze Erläuterungen.

Sie interessieren die Auswirkungen der menschlichen Eingriffe durch den Rohstoffabbau auf Natur und Tourismus. Es ist der brutale Kontrast zwischen den Welten, den die Bilder präsentieren. Das Tote Meer wird ebenso als touristischer Magnet ausgebeutet wie als Mineralspender.

Die Folgen der Braunkohleförderung durch den Tagebau Garzweiler II für die Wasser der Niers sind wenigen Menschen bewusst. Marlene Helling erläuterte: „Die Quellen der Niers in Kuckum sind versiegt. Sie wird durch die Sümpfungswasser aus dem Tagebau Garzweiler II gespeist.“ Wenn im Jahr 2030 die Braunkohleförderung beendet wird, wird dieser an sich positive Schritt in die Unabhängigkeit von der Kohle schwerwiegende Folgen für die Niers haben.

Am Mittwoch, 4. September, 20 Uhr, findet ein öffentliches Gespräch mit Experten zum Thema „Unsere Niers – heute und morgen?“ in der Königsburg Süchteln, Hochstraße 13, statt.