Kunstführer: Die Schätze der Kirchen

In Kempen gibt es jetzt eine Broschüre über die Kunstwerke in acht Gotteshäusern.

Kempen. Ein Bild auf Seite 20 des neuen Kunstführers „Kirchen in der Thomasstadt“ zeigt eine Kinderhand, die ein Bündel roter Weintrauben hält. Es ist ein kleiner Ausschnitt aus der Szene „Anna Selbdritt“ (Anna zu dritt). Das Kunstwerk aus dem Jahr 1492 hat seinen Platz in der Kempener Propsteikirche St. Mariae Geburt. Zu sehen sind die heilige Anna und die gekrönten Gottesmutter Maria. Beide sitzen nebeneinander und tragen das Jesuskind auf ihren Händen. Seine Hand ist es, die die Weintrauben hält.

Im Kunstführer tauchen neben ganzheitlichen Ansichten der Kunstschätze und der Kirchen von außen und innen selbst viele solcher Detailaufnahmen auf. „Diese Bilder sind eine Einladung an den Betrachter, einmal genauer hinzusehen, den Ausschnitt am Werk selbst zu suchen und Neugier zu wecken“, sagt Schwester Ambrosa von der Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau.

Die frühere Lehrerin der Liebfrauenschule Mülhausen hat am 65 Seiten umfassenden Werk mitgewirkt. Unermüdlich hat sie zahlreiche Fotos der Kunstschätze der Kirchen und Pfarren gemacht, teilweise Gerüste bestiegen, „um näher an die Schätze heran zu kommen“, wie sie sagt, und am Computer die Bilder nachbearbeitet. „In der Prop-steikirche zum Beispiel ist das Fotografieren nicht so einfach, es ist sehr dunkel“, erklärt Schwester Ambrosa. Sie hat außerdem das Layout übernommen.

Die Kunstschätze aus acht Kirchen und Kapellen im Stadtgebiet werden im Kunstführer in Wort und Bild vorgestellt. Es gibt Erklärungen, historische Hintergründe, ausfaltbare Seiten und einen Stadtplan, auf dem die Standorte eingezeichnet sind.

„Vor eineinhalb Jahren hatten wir die Idee“, sagt Propst Thomas Eicker. Heinz-Wilhelm Wolters, Vorsitzender der Schwester-Ina-Stiftung, hat prompt begonnen, Archive zu wälzen und Informationen zusammenzustellen. Um den Feinschliff hat sich der pensionierte Pfarrer Wolfgang Acht gekümmert. „Alte Kirchen haben eine eigene Sprache“, schwärmt er. „Die Kunstschätze möchten etwas verkünden. Es ist für mich hoch interessant, dem nachzugehen.“ Mit seiner Mitarbeit gibt Acht den künftigen Lesern etwas von seiner Leidenschaft weiter.

18 000 Besucher kommen laut Eicker im Schnitt jährlich nach Kempen und besuchen die Gotteshäuser. „Mit dem Kunstführer wollen wir den Besuchern etwas an die Hand geben, unsere Kunstschätze besser präsentieren, denn dafür sind sie ja da“, erklärt er. „Und auch ein bisschen, um den Zusammenhalt der drei vereinten Gemeinden Mariae Geburt, St. Josef und ChristKönig zu demonstrieren.“

„Es funktioniert gut, sogar sehr gut“, sagt der Propst. Vorher habe jede Gemeinde ihren eigenen kleinen Kirchenführer erstellt. „Die Idee war, ein umfangreiches Werk zu schaffen, „das die Leute gerne in die Hand und mit nach Hause nehmen“, sagt Eicker. Verschiedene Kunstverlage haben angeboten, die Arbeit zu übernehmen, „aber das konnten wir schließlich selbst“, so Wolters.