Lebendige Collagen mit Zukunft

Flüchtlingsfrauen haben Erlebtes und Wünsche mit Kunst verarbeitet.

Foto: Lübke

Grefrath. Bei Fatemah überwiegt die Natur. Ein kleines, heimelig wirkendes Haus mitten im Grünen, dazu viele Blumen und Nutzpflanzen stehen im Mittelpunkt ihre Collage. Aus ausgeschnitten Zeitschriftenbilder, die eine Hängematte unter einem blühendem Baum, große Lavendelsträucher, einen traditionellen Bauerngarten und selbstgemachte Marmeladen zeigen, hat hingegen Fatima ihr Werk zusammengestellt.

Nicht auf Bilder an sich, sondern auf Naturmaterialien hat Zahra zurückgegriffen. Die 22-Jährige aus Afghanistan gestaltete aus Ästen, Blättern und Eicheln ihre persönliche Collage. „Ich liebe den Herbst. Er hat so schöne Farben. Ich bin gerne in Natur und genieße die Stille“, sagt Zahra, die seit knapp zwei Jahren in Deutschland lebt.

Auf anderen Collagen sind Familienbilder, liebevoll mit bunten Straßsteinchen dekoriert, inmitten von Kosmetikartikeln, Mode, Lebensmitteln, Autos und Einrichtungsgegenständen zu sehen. Für das Lernen steht so der Schreibtisch samt Stuhl bei der 15-jährgen Nisrin aus Syrien, indes die 32-jährige Ayten ihre Leidenschaft für das Kochen mittels entsprechender Bilder ausdrückt.

Elf Flüchtlingsfrauen im Alter von 15 bis 53 Jahren haben sich, ihre Träume, Wünsche und Hoffnungen in Form von Collagen festgehalten und stellen diese derzeit im Frauen- und Familienzentrum Mum (Mutter und mehr) aus. „Die Bilder haben viel Lebendigkeit und Fröhlichkeit. Es war der Wunsch der Frauen, Erlebtes hinter sich zu lassen und nach vorne zu schauen. Ein Stück Zukunft, positiv gesehen“, berichtet Katja Schulte vom Frauen- und Familienzentrum Mum (Mutter und mehr), wo die Werke in gemeinsamen Stunden entstanden.

Den Anfang nahm alles mit der Betreuung von Kleinkindern verschiedener Flüchtlingsfrauen im Mum. Über die Kinderbetreuung wuchs der Kontakt zu den Flüchtlingsfrauen aus Grefrath. Das wiederum führte zu einer separaten Montagnachmittag-Gruppe, die Katja Schulte ins Leben rief. Eine Gruppenstunde, bei der die Frauen über ihre Belange reden und Unterstützung für ihren Alltag finden. Es kamen kreative Angebote hinzu und schließlich wurde die Idee geboren, über Collagen zu erzählen.

„Wir haben bei der Arbeit viel Freude gehabt. Es gab aber auch Momente in denen Tränen flossen, weil die Frauen von Erinnerungen überflutet wurden“, erinnert sich Schulte. Solche Momente wurden in der Gruppe aufgefangen. „Man hat sich in den Arm genommen, zugehört und einfach gezeigt, dass man für jemanden da ist“, berichtet Irmgard Thimm, die die Gruppe ehrenamtlich mitbetreut. Wie wichtig den Frauen ihre Werke sind, spiegelt sich in den zahlreichen Gesprächen bei der Ausstellungseröffnung wieder. Auch wenn es mit der deutschen Sprache überall noch nicht ganz so gut klappt, so helfen die Collagen über manche Wortfindung hinweg.

„Ein tolles Projekt“, lobt die Grefrather Gleichstellungsbeauftragte Barbara Behrendt. Das Projekt bringe Menschen zusammen, schießt sich Bürgermeister Manfred Lommetz an.

Die Collagen sind im Mum, Vinkrather Straße 64a bis einschließlich Freitag zu sehen. Geöffnet ist von 8 bis 13 Uhr sowie morgen auch noch von 15 bis 18 Uhr.