Kempen Mehr als nur Essen ausliefern

Das Freiwillige Soziale Jahr und der Freiwilligendienst sind Möglichkeiten für junge Leute, soziale Bereiche kennenzulernen.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Was mache ich nach dem Abitur? Studium, Ausbildung, Reisen? Diese und ähnliche Fragen stellen sich jedes Jahr viele junge Menschen. Wer noch nicht weiß, wohin der Weg gehen soll, für den könnten das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligen-Dienst (BFD) eine passende Alternative sein. Damit werden vor allem gemeinwohl-orientierte Einrichtungen unterstützt. Gleichzeitig bieten diese Alternativen jedoch auch Zeit, um über die Zukunft nachzudenken, den Arbeitsalltag kennenzulernen und sich selbst weiterzuentwickeln. Von ihren Erfahrungen sowie den Vor- und Nachteilen eines sozialen Jahres berichten zwei ehemalige FSJ-ler des Kempener Malteser Hilfsdienstes im Gespräch mit der WZ.

„Ich wollte nach dem Abi den sozialen Bereich kennenlernen, das Wirtschaftliche war mir aber auch immer wichtig“, erzählt Marius Heitfeld. Nach seinem Abitur begann er im August 2014 sein soziales Jahr bei den Maltesern. „Ich war hauptsächlich in der Zentrale beschäftigt, habe aber auch im Fahrdienst mitgeholfen“, so der 21-Jährige. Zu seinen Aufgaben gehörte unter anderem die Personal- und Fahrzeugplanung für die Fahrdienste. „Die Verantwortung hat mich anfangs überrascht“, sagt Heitfeld. „Ich hatte viel Kundenkontakt und musste lernen, auf kurzfristige Änderungen zu reagieren.“ Schnell sei er jedoch an seinen Aufgaben gewachsen.

„Meine Persönlichkeit hat sich in dieser Zeit stark weiterentwickelt. Ich kann mittlerweile viel offener auf Menschen zugehen und habe gelernt, Entscheidungen zu treffen und mich auch mal durchzusetzen“, erzählt Marius Heitfeld. Heute ist er Student der Betriebswirtschaft. Bei den Kempener Maltesern ist er als geringfügig beschäftigter Mitarbeiter geblieben. „Für mich ist es ein Glücksfall, dass ich beide Bereiche verbinden kann“, so Heitfeld.

Essen ausliefern und Fahrten planen gehören seit vergangenem Jahr auch zu den Aufgaben von Simon Nellessen. Nach seinem Abitur 2016 fing er als FSJ-ler bei den Maltesern an. „Ich wusste nicht, was ich nach dem Abitur machen sollte und brauchte erst mal etwas Zeit, um das herauszufinden“, sagt der 21-Jährige. Sein FSJ endet am 31. August. Auch er kann auf eine spannende Zeit zurückblicken. „Ein soziales Jahr ist auf jeden Fall empfehlenswert, da es einen guten Einblick in die Arbeitswelt bietet. Meine sozialen Kompetenzen haben sich gesteigert und ich habe gelernt, ruhiger mit Stress umzugehen“, erzählt Nellessen. Auch in seiner Freizeit ist er mittlerweile als Mitglied der Malteser aktiv und nimmt an Sanitätsdiensten teil. „Es war eine tolle Zeit und ich habe viele nette Menschen kennengelernt“, sagt der 21-Jährige. Deshalb bleibt auch er den Maltesern nach Ende seines FSJs erst mal als Teilzeitkraft erhalten.

„Wir genießen die Arbeit mit den Freiwilligendienstlern“, sagt Geschäftsführer Jan Galli. „Es ist toll, ihre Entwicklung zu begleiten. Zudem haben wir ein junges Team, das auch in der Freizeit viel gemeinsam unternimmt.“ Im September fangen neue FSJ-ler bei den Maltesern an. „Es sind aber noch Plätze frei“, so Galli. „Wer Interesse hat, kann sich also gerne bewerben.“

Neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr stellt auch der Bundesfreiwilligen-Dienst eine Möglichkeit dar, freiwillige Arbeit in einer sozialen Einrichtung zu leisten. Anders als beim FSJ richtet sich dieses Angebot auch an Menschen, deren Schulzeit schon länger zurückliegt. Die Stadt Kempen beschäftigt Mitarbeiter für den Bundesfreiwilligen-Dienst mit einer besonderen Aufgabe. „Wir bieten nicht den normalen Dienst, sonder den Bundesfreiwilligen-Dienst mit Flüchtlingsbezug an“, sagt Sebastian Kirchwehm, Leiter des Personalwesens. Die Bufdis sollen dabei Flüchtlinge bei ihrer Unterbringung und Versorgung unterstützt und ihnen bei der Integration im Alltag unter die Arme greifen. Zwölf bis 18 Monate sind die Mitarbeiter im Alter von bis zu 27 Jahren in Vollzeit für die Stadt tätig. Personen über 27 Jahren haben zudem die Möglichkeit, den Dienst in Teilzeit zu leisten.