Viehwirtschaft in Grefrath Melkroboter verhindert Probleme der Zeitumstellung

Grefrath · Nicht nur Menschen haben Probleme bei der Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit. Kühe kennen ihre Melkzeiten und müssen vorbereitet werden. Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Funken sorgt der Melkroboter für Abhilfe.

Bei Bauer Matthias Funken ist die Zeitumstellung für die Milchkühe kein Problem. Der Melkroboter wird von den Tieren eigenständig genutzt.

Foto: Norbert Prümen

Mit einem leisen Summen fährt der Roboterarm aus. Genau vor dem Euter der vor ihm stehenden Kuh, die die Ohrmarke mit der Nummer 30 trägt, stoppt er. Zwei gegenläufig arbeitende Bürsten beginnen zu rotieren. Jede der vier Zitzen wird gründlich abgebürstet. Gleichzeitig ist es eine Stimulation auf den sich anschließenden Melkvorgang. Das Hormon Oxytocin wird ausgeschüttet und das wird benötigt, um dem Milchvorgang auszulösen. Nummer 30 ist weder unruhig, noch irritiert. Sie kennt die Vorgänge genau. Ruhig und gelassen bleibt die Kuh stehen und frisst genussvoll das Kraftfutter, das per Computersteuerung vor ihr in eine Futterschüssel rieselt. Kaum ist die Reinigung samt Stimulation beendet und die Bürsten sind wieder weggefahren, huscht ein roter Laserstrahl über das Euter.

„Der Melkroboter erkennt jede Kuh am Chip. Die Koordinaten über jedes Euter sind eingegeben. Nichtsdestotrotz vermisst er vor jedem Melken neu. Die Daten des gesamten Melkvorganges geben unter anderem Aufschluss über den Gesundheitszustand der Kuh“, erklärt der Grefrather Landwirt Matthias Funken, der vor dem Roboter steht. Erst jetzt startet der eigentliche Melkvorgang. Die Maschine hängt die Zitzenbecher an und die Milch beginnt, durch die Schläuche zu fließen.

Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Funken sind seit 13 Jahren Melkroboter im Einsatz. Sie sind nicht nur eine Arbeitserleichterung. Sie machen den Kühen auch das Leben angenehmer und das insbesondere zweimal im Jahr. Nämlich genau dann, wenn die Uhren von Sommer- auf Winterzeit zurückgestellt oder von Winter- auf Sommerzeit vorgestellt werden. Arbeitet ein landwirtschaftlicher Betrieb mit einem klassischen Melkstand, in dem Kühe zweimal am Tag zu festen Zeiten gemolken werden, kennen die Kühe ihre Melkzeiten genau. Eine einstündige Verschiebung sorgt bei den Tieren dafür, dass sie sich mit Brüllen melden und das melken quasi einfordern. „Früher, als wir noch keinen Melkroboter hatten, haben auch wir unsere Melkzeiten schrittweise anpassen müssen, um die Tiere an die Zeitumstellungen zu gewöhnen“, sagt Funken. Dank des Einsatzes des Roboters erübrige sich dies. Die Kühe können selber entscheiden, wann sie gemolken werden möchten. Liegt ein entsprechender Druck auf dem Euter, suchen sie den Melkstand auf. „Es gibt ein paar Kühe, die haben die Einstellung ‚komm ich heute nicht, komm ich morgen‘. Die kennen wir genau. Diese werden daher von uns in ein Separee getrieben, von wo aus sie dem Melkstand zugeführt werden. Die Pappenheimer kennen die Vorgehensweise bestens“, erzählt Funken lächelnd. Ansonsten sei es ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt, wenn sich eine Kuh zwölf Stunden nicht melken lasse. Auch hier hilft der Melkroboter: Er teilt dies mit. „Alle Parameter, die für uns wichtig sind, haben wir im Melkroboter einprogrammiert. So können wir den Gesundheitszustand, das Fress- und Melkverhalten sowie die Milchleistung genau verfolgen“, sagt Funken. Der Responder, den jede Kuh im Halsband trägt, zeigt sogar die Kauschläge einer Kuh an. „Damit haben wir die Verdauung jedes Tieres im Blick“, sagt der Landwirt.

Kaut sie zu wenig, ist die Rohfaser im Futter zu gering. Über den Sensor kann sogar die Brünstigkeit einer Kuh festgestellt werden. Aber nicht nur die Kuh steht unter Beobachtung. Bevor die abgemolkene Milch in den großen Milchtank fließt, folgt eine erste Untersuchung derselben. Temperatur, Farbgebung und eine Leitfähigkeitsmessung, die anzeigt, wenn etwas mit der Milch nicht stimmt und sich beispielsweise eine Euterentzündung bei einer Kuh anbahnt, gehören zu den kontrollierten Werten. Stimmt etwas nicht, wird die Milch entsorgt und der Landwirt erhält eine entsprechende Information auf sein Smartphone, um frühzeitig agieren zu können. Im Melkstand ist der Melkvorgang von Nummer 30 derweil beendet. Die Kuh geht heraus, Nummer 33, die vor dem Eingang geduldig gewartet hat, folgt ihr sofort. Das bekannte Prozedere setzt ein. Das Problem der Zeitumstellung für Milchkühe ist mit der Technik nachhaltig gelöst.