Mit 15 Zöpfen in der Mähne zum ersten Reitturnier
1670 gemeldete Reiter, 1150 startende Pferde — der Wettkampf von Graf Holk zieht drei Tage lang Sportler aus ganz NRW nach Grefrath.
Grefrath. Rivaldo trägt schon Decke. Der vierjährige Hengst hat sein erstes Turnier absolviert, die Reitpferdeprüfung in Schritt, Trab und Galopp mit der Wertnote 6,2 von Zehn abgelegt. Nun grast er auf der Wiese der Grefrather Reitanlage Graf Holk zwischen Autos und Pferdeanhängern, taucht sein weiches Maul immer wieder in den Futtereimer und lässt sich Streicheleinheiten von Vanessa Gallert gefallen.
„Ich bin so stolz“, sagt die Reiterin und packt ihre Stiefel in eine Tasche. Seine Nervosität habe Rivaldo, dem sie morgens für das große Sommerturnier mit 1670 Startern 15 akkurate Turnierzöpfe in die Mähne geflochten hat, bald abgelegt. „Er war so relaxt.“ Es war ein guter Start in Rivaldos Turnierkarriere.
Nun warten Vanessa Gallert und ihre Freundin Carina Löffel noch auf das Wertungsprotokoll. „An den Einzelwertungen kann man ablesen, was wir noch verbessern können“, sagt Gallert.
Später wird sie ihr Pferd wieder in den Hänger führen. Es geht zurück nach Wesel, auf die eigene Koppel.
Kreis Kleve, Kreis Viersen, Krefeld, Mönchengladbach, Aachen - das Einzugsgebiet des Turniers ist groß. Der Freitag ist der Tag der Jungpferde und Nachwuchsreiter. Sie legen Springprüfungen ab, treten beim Mannschaftsspringen an. Es herrschen beste Bedingungen — am Himmel kein Wölkchen und am Boden ein gutes Geläuf. „Die Reiter attestieren uns immer relativ gute Bodenverhältnisse“, sagt Peter Thoenes, Vorsitzender des Reitervereins Graf Holk. Der Verein mit seinen 270 Mitgliedern bewirtschaftet die Anlage selbst, viele packen mit an, damit die Bedingungen stimmen.
Thoenes hat ein paar Minuten Zeit. Die Siegerehrung der ersten Reitpferdeprüfung hat er gerade vorgenommen und fünf Schleifen verteilt. Während auf dem Turnierplatz für die Springreiter die Hindernisse umgeräumt werden, harkt ein Bagger den Sand auf dem anderen Platz durch, bis keine Hufspur mehr zu sehen ist. Überall stehen Reiter in Gruppen zusammen, fachsimpeln, plaudern die Nervosität vor dem nächsten Start weg oder stärken sich mit Pommes frittes und Bratwurst. Einige Reiter passieren den Weg zwischen den Startplätzen im Sattel, andere halten ihr Tier am Zügel.
Thoenes ist seit fünf Uhr auf den Beinen. Für den Landwirt keine Seltenheit, aber an diesem Freitagmorgen hat er auf dem Hof nicht viel mithelfen können. Das Drei-Tage-Turnier verlangt seine ganze Aufmerksamkeit. Trotzdem hat er die Ergebnisse seiner Kinder im Blick. Sohn Alexander, ein Halbprofi, hat am Morgen die Springpferdeprüfung L gewonnen. Sein Sohn Hermann-Josef erreicht den dritten Platz. Tochter Marina nahm mit einem Nachwuchspferd an der Reitpferdeprüfung teil und war zufrieden. „Das Pferd sollte einmal Turnieratmosphäre schnuppern“, sagt Thoenes: „Es hat sich gut benommen.“ So wie Rivaldo.