Kreis Viersen und Krefeld Nach Kita-Gewalt: Behörden müssen sich vielen Fragen stellen
Kreis Viersen/Krefeld · In der Aufklärung der Fälle schauen sich Polizei und Staatsanwaltschaft auch das Verhalten in Kommunen und Krankenhäusern an.
Wie konnte das alles nur passieren? Diese Frage stellen sich in erster Linie die Eltern, die von diesen grausamen Taten an ihren Kindern betroffen sind. Diese Frage stellen sich aber eigentlich alle, die seit Donnerstag viele Details erfahren haben. Antworten erwarten sich die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft nun aus den Rathäusern in Krefeld, Kempen, Tönisvorst und Viersen sowie aus den Kliniken, in denen die Kinder jeweils behandelt worden sind. In allen Fällen, außer beim Mord in Viersen, soll es zunächst keine Anhaltspunkt auf ein Fremdverschulden oder Versäumnisse gegeben haben. Das beteuern Kommunen und Krankenhäuser. Trotzdem gilt der Ermittler-Satz, der immer gilt: „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so Staatsanwalt Lothar Gathen am Donnerstag.
Die Behörden selbst sagten mit Blick auf die Ermittlungen nicht viel. So sagte die Stadt Krefeld gar nichts und verwies an die Ermittlungsbehörden.
Aus Kempen gab es viele Antworten, die ob des Ermittlungsstands aber noch nicht aussagekräftig sind. „Es kommt leider immer wieder zu Vorfällen, bei denen ein Notarzteinsatz erfolgt. Im vorliegenden Fall haben die Ärzte keine Auffälligkeiten diagnostiziert. Im weiteren Verlauf wird nun die Staatsanwaltschaft ermitteln, wozu wir keine weiteren Aussagen tätigen kann“, teilte die Stadt mit Blick auf das Schicksal eines zweijährigen Jungen mit.
Alle Vorfälle in Kempen, die nun offenbar Gegenstand der Ermittlungen sind, seien ordnungsgemäß bearbeitet worden. „Jeder gemeldete Unfallfall in Kindertagesstätten wird per Unfallanzeige über das Jugendamt kontrolliert und an die Unfallkasse weitergeleitet. Insofern gab es keine Veranlassung tätig zu werden. Ebenfalls gab es keine Rückmeldungen vom Arzt oder der aufnehmenden Klinik“, so die Stadt. „Die Unfallanzeigen wurden ordnungsgemäß nach unseren Vorgaben überprüft und weitergeleitet. Es lagen keine Anzeichen vor, in eine andere Richtung zu denken.“ Anhaltspunkte für Versäumnisse des Personals sieht die Stadt Kempen nach eigenen Angaben nicht.
Grundsätzlich sind die Führungskräfte im Kempener Rathaus von den Vorkommnissen, die nun ans Licht gekommen sind, tief getroffen. Das wurde bereits in den vergangenen Tagen in Gesprächen mit der WZ-Redaktion deutlich. „Ich habe über die Ermittlungsergebnisse aus der Pressekonferenz erfahren und bin fassungslos. Als Bürgermeister der Stadt Kempen sichere ich der Staatsanwaltschaft und der Polizei zu, offen und transparent bei den weiteren notwendigen Ermittlungen zu unterstützen“, ließ Volker Rübo über die Pressestelle mitteilen.
„Ich möchte der Familie mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen. Es gibt nichts Schlimmeres, als sein Kind zu verlieren, und dann noch auf so eine tragische Weise. Auch mir geht es sehr nah, als Familienvater. Ich bin in Gedanken bei der Familie und wünsche ihr viel Kraft in dieser schweren Zeit“, so Rübo mit Blick auf den Todesfall in Viersen. „Aber auch den Eltern, deren Kinder vermutlich schlimme Dinge zugefügt wurden, wünsche ich viel Kraft.“
Unterdessen häufen sich die Nachfragen von besorgten Kempener Eltern. Um diese will sich das Personal der Stadtverwaltung kümmern. „Wir haben insgesamt tolle Leitungen, Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten. Alle Eltern, die Sorgen oder Ängste um ihre Kinder haben, können sich jederzeit an die Kolleginnen und Kollegen wenden, mit ihnen über ihre Ängste sprechen“, heißt es in einer Stellungnahme. „Wichtig ist nun, Vertrauen zu haben und zu reden. Ebenfalls stehen die Kolleginnen und Kollegen des Jugendamtes mit Rat und Tat zur Seite. Auch hier können die Eltern jederzeit anrufen und das Gespräch suchen.“