Nächste Stolpersteine sollen im November kommen

Schwerpunkt wird die Metzger-Familie Hirsch sein, die ihr Geschäft an der Peterstraße 23 hatte.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Stolpersteine gibt es seit Ende des vergangenen Jahres auch in Kempen. Jetzt hat die Bürgerinitiative „Projekt Stolpersteine“ mit ehrenamtlicher Expertenhilfe ihre Homepage online gestellt. Im Mittelpunkt der Internetseite stehen die Biografien der Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden und vor deren Wohnsitzen die Steine an ihr Schicksal erinnern. Ein Plan zeigt die Lage der Steine im Stadtgebiet, zahlreiche Bilder machen die Homepage anschaulich.

Foto: Familie Hirsh

Einen besonderen Service bietet eine Mobilversion: Beim Anblick eines bestimmten Steins erhält der Betrachter per Smartphone genauere Informationen über die Bürger, die von dem Ort, an dem er sich gerade befindet, von der damaligen Kempener Polizei in den Tod transportiert wurden.

Foto: Yad Vashem

„Bürgermeister Volker Rübo hat einer Verlinkung der Stolperstein-Homepage mit der städtischen Seite zugestimmt“, teilt Initiative-Sprecherin Ute Gremmel-Geuchen mit. Unter „Aktuelles“ wird, sobald bekannt, der nächste Verlegungstermin mitgeteilt werden. Der ist für November 2016 geplant. Schwerpunkt wird dann die jüdische Metzger-Familie Hirsch sein, die ihr Geschäft an der Peterstraße 23 hatte — an der Stelle des heutigen Kolpinghauses.

Im Dezember 1941 brachte die Kempener Polizei den Inhaber Isidor Hirsch, seine Frau Johanna und seine Schwester Hannchen mit acht anderen Juden in das „Judenhaus“ Josefstraße 5. Von dort erfolgte am 25. Juli 1942 die Deportation nach Theresienstadt. Das hat der Kempener Historiker Hans Kaiser recherchiert. Wenig später ließ das Kempener Finanzamt die Habseligkeiten der Hirschs wie die der anderen Ermordeten in der Mädchenoberschule an der Thomasstraße versteigern.

Die Nachfahren der Familie Hirsch, die in Neuseeland, den USA und England leben, sind von der bevorstehenden Ehrung in Kempen tief bewegt. „Meine Familie und ich sind von ihren Briefen sehr gerührt“, hat Roger Hirsh, der Sprecher der Familie, der Kempener Stolperstein-Initiative gemailt. Und er hofft, dass seine Tochter Leora und seine Kusine Hannah zur Verlegung nach Kempen kommen können.

Stolpersteine sind von Hand hergestellte Messingplatten, die vor dem letzten freiwilligen Wohnort von Opfern des NS-Regimes in das Straßenpflaster eingelegt werden. Ein kurzer Text fordert zum Gedenken, zum „Stolpern im Gehirn“, auf. Der Künstler Gunter Demnig hat die Mahntafeln in mehr als 1100 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas installiert — für (zurzeit) 120 Euro pro Stein.

Nachdem Kempens Stadtrat 2011 einen Antrag abgelehnt hatte, kam es zu einem zweiten Anlauf. Initiiert von der Kirchenmusikerin Ute Gremmel-Geuchen, bildete sich in Kooperation mit den weiterführenden Schulen und der Evangelischen Kirchengemeinde eine Initiative, die am 16. Dezember 2014 einen Mehrheitsbeschluss des Rates erreichte. Am 15. Dezember 2015 wurden auf der Enger- und der Von-Loe-Straße die ersten Steine für acht NS-Opfer verlegt.

Kempens Bürgerinitiative „Projekt Stolpersteine“ verfolgt nach eigenen Angaben verschiedene Ziele. Sie vermittelt Patenschaften für die Stolpersteine; sie stellt den Kontakt zu Angehörigen der Opfer und zu den Besitzern der Häuser her, vor denen Steine verlegt werden. Red

stolpersteine-kempen.de