thomasstraße Neubau verursacht Risse in einem Denkmal von 1904
Bei einem Bauprojekt der Firma Tecklenburg in der Altstadt sind Schäden in der Nachbarschaft entstanden.
Kempen. Risse in mehreren Wänden, zerstörte Fliesen im Keller, ein Schaden an der Stuckdecke, Probleme mit dem Parkett, ein langer Riss in der Fassade — das ist ein Auszug der vorläufigen Schadensbilanz, die die Bewohner des Hauses Thomasstraße 23 gezogen haben. Verantwortlich für diese Schäden am Denkmal soll ein Neubau in der Nachbarschaft sein. So erklären es die drei Ehepaare, die in dem 1904 erbauten Altstadthaus wohnen. Gleich nebenan hat die Straelener Baufirma Tecklenburg ein modernes, zweiteiliges Stadthaus realisiert.
„Unser Haus ist regelrecht abgesackt. Das Ganze dauert jetzt schon mehr als zwei Jahre“, berichtet Karin Breitzke. Sie und ihre beiden Schwestern wohnen jeweils mit ihren Männern in dem Haus, das einst ihren Eltern gehört hat. Begonnen hätten die Probleme mit dem Abriss der alten Bausubstanz nebenan — im Auftrag der Firma Tecklenburg.
„Es gibt ein Gutachten über den Zustand unseres Hauses, das vor Beginn der Arbeiten angefertigt worden ist. Und eines, das die entstandenen Schäden dokumentiert“, so Breitzke. Diese Gutachten seien auch im Auftrag von Tecklenburg angefertigt worden. „Deshalb sind die Schäden der Firma bekannt“, ergänzt Breitzkes Schwester Sieglinde Lichtenberg.
Die Schwestern erklären zudem, dass die Schäden auch schon teilweise im Auftrag der Straelener Firma behoben worden sind. „Insofern erkennt die Firma ja auch an, dass sie das alles verursacht hat“, sagt Karin Breitzke. „Hier bei uns im Wohnzimmer ist alles ausgebessert und neu verputzt worden“, ergänzt Sieglinde Lichtenberg, während sie durch ihre Wohnung von Schaden zu Schaden geht.
Was die Familien aber am meisten stört, ist, dass der „Hauptschaden“ in der Fassade zur Kempener Burg hin noch nicht behoben ist. „Der Riss zieht sich vom Boden bis zum Dach“, so Lichtenberg. Sichtbar seien die Schäden vor allem an den Fenstern des mehr als 100 Jahre alten Hauses. „Nachdem Tecklenburg uns sagte, dass so ein Schaden im Winter wegen der kalten Temperaturen nicht behoben werden kann, haben wir uns auf diesen Sommer verständigt“, sagt Karin Breitzke.
Einen vereinbarten Termin (15. Juli) habe Tecklenburg verstreichen lassen. Zudem gebe es Streit darum, ob sich die Familien an den Kosten für die komplette Sanierung der Fassade beteiligen müssen. „Tecklenburg will nur eine Hälfte der Fassade streichen, aber man kann ein Haus doch nicht nur teilweise neu streichen“, sind sich die Schwestern einig. Allmählich werden die Inhaber des Hauses, die auch schon eine Anwältin mit dem Fall betraut haben, ungeduldig. „Jetzt muss endlich ’was passieren“, sagt Karin Breitzke. „Die Leute fragen uns ständig, wann wir unser Haus reparieren. Und wir können doch gar nichts dafür.“
Zu möglichen Zeitplänen machte die Firma Tecklenburg auf Anfrage der WZ keine Angaben. „Mit den einzelnen Fragen sind mehrere Sachverständige beschäftigt. Zu Details kann ich nichts sagen“, so Edgar Walter, der das Neubauprojekt in Kempen betreut hat. „Die Schäden, die durch unser Projekt entstanden sind, werden wir selbstverständlich beheben“, macht der Tecklenburg-Mitarbeiter deutlich. Welche Schäden es im einzelnen sind, sei Sache der Sachverständigen.
Bei welchen Arbeiten die Risse entstanden sein könnten, darauf will das Unternehmen nicht eingehen. „Bei einem Bauvorhaben mitten in der Stadt kann so etwas passieren“, ergänzt Edgar Walter. Deshalb beauftrage Tecklenburg „unabhängige Sachverständige“, die die vorhandene Bebauung begutachten — vor Baubeginn und nach Fertigstellung eines Projektes. „So haben wir das auch in Kempen gemacht“, sagt Walter. Bei einem Projekt in Düsseldorf seien jüngst mehr als 160 Wohnungen aus Nachbargebäuden in ein Gutachten eingeflossen. „Das ist ein standardisiertes Vorgehen.“