Großübung in Kempen Notfallseelsorger: Auch die Seele braucht im Notfall Hilfe

Kempen/Grefrath. · Bei einer Großübung in Kempen waren Notfallseelsorger im Einsatz. Sie stehen bei Unglücken Betroffenen, aber auch Zeugen oder Angehörigen zur Seite.

Bei der Übung können die Notfallseelsorger die Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzeinheiten, zum Beispiel der Feuerwehr, verbessern. Fotos (2): Notfallseelsorge

Foto: Roland Zerwinski

„Einige DRKler hatten sich die violetten Westen mit der Aufschrift ,Notfallseelsorger’ übergezogen.“ Mit dieser Formulierung im WZ-Artikel zur Großübung mehrerer Einsatzkräfte vor einigen Tagen waren die Notfallseelsorger im Kreis Viersen gar nicht einverstanden. Bei den Helfern, die im Rahmen der Übung an den Kempener Bahngleisen dabei waren, handele es sich größtenteils um Ehrenamtler, die für ihre Aufgabe in der Notfallseelsorge eine umfangreiche Ausbildung absolviert haben. „Es setzt sich ja auch keiner mal eben einen Feuerwehrhelm auf und mimt in einer Übung den Feuerwehrmann oder nimmt eine Polizeikelle in die Hand und sperrt einfach die Straße“, so Notfallseelsorgerin Birgit Stenmans aus Oedt. Bei der WZ ist die Botschaft der Kritik angekommen: Es ist an der Zeit, die Arbeit dieser Ehrenamtler noch einmal detaillierter vorzustellen.

Bei „Massenanfall von Verletzten“ automatisch alarmiert

„Die Notfallseelsorge ist eine eigenständige Einsatzeinheit innerhalb des sogenannten MANV-Konzeptes des Kreises Viersen. Wir werden automatisch bei einem ,Massenanfall von Verletzten’ zur Betreuung von Betroffenen alarmiert und waren als solches auch Teil dieser Großübung“, so Stenmans. „Für diese Betreuung ist eine umfassende Ausbildung und Qualifikation inklusive Praktika bei Rettungsdienst und Polizei erforderlich.“

Die Kollegen kommen aus der kirchlichen Seelsorge. Neben Stenmans aus Oedt ist auch Andreas Bodenbenner Teil der Notfallseelsorge des Kreises Viersen. Der Gemeindereferent der Kempener Kirchengemeinde engagiert sich seit Jahren in der Notfallseelsorge. Neben ihm war bei der Großübung Ilhan Avci im Einsatz. Der Dialogbeauftragte der muslimischen Gemeinde Kempens gehört ebenfalls zum Team.

Die Notfallseelsorger kümmern sich bei Großschadenslagen um die medizinisch Unverletzten oder nur leicht Verletzten.

Foto: Roland Zerwinski

Bei der Großübung in Kempen war das Team mit sechs Notfallseelsorgern und Avci als sogenannter muslimischer Notfallbegleiter dabei. „So konnten wir auch unsere Aufgaben und die Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzeinheiten üben. Dazu gehörte konkret die Betreuung eines sogenannten Betreuungsplatzes mit weit über 20 medizinisch unverletzten oder leicht verletzten Betroffenen des Unfallgeschehens, was auch im Ernstfall der Entlastung der Patientenablage zu Gute kommt“, schreibt Stenmans. Neben den direkt Betroffenen eines Unglücks stehen die Seelsorger aber auch anderen Beteiligten zur Verfügung: Angehörige, Zeugen, Ersthelfer oder Einsatzkräfte.

Das Team ist
24 Stunden in Bereitschaft

Im Kreis Viersen besteht die Notfallseelsorge seit 1998. Träger sind der evangelische Kirchenkreis Krefeld-Viersen und die Region Kempen-Viersen im Bistum Aachen. Den Dienst teilen sich zurzeit 55 Seelsorger. Es gibt 26 Mitarbeiter der evangelischen Kirche (fünf Ehrenamtler) und 28 katholische Mitarbeiter (23 Ehrenamtler). Hinzu kommt der schon erwähnte muslimische Notfallbegleiter Ilhan Avci. Das Team stellt nach eigenen Angaben eine 24-Stunden-Rufbereitschaft sicher – „mit ständig sechs Seelsorgern im Hintergrunddienst“.

Zu den Aufgabengebieten der Seelsorger gehören unterschiedliche Situationen. Verkehrsunfälle, Begleitung bei einer Todesbenachrichtigung, Suizid-Fälle, Gewalt, plötzlicher Kindstod und eben sogenannte Großschadenslagen, wie jüngst in Kempen simuliert. Red