Parteiaustritt: Alsdorf wirft die Brocken hin

Der Polit-Dino ist aus der CDU ausgetreten. Grund ist das Zerwürfnis mit der Kreis-Union. Alsdorf fühlt sich von Partei-Chef Optendrenk ausgebootet.

Kempen. Polit-Dino Rudi Alsdorf (65) sorgt für einen Paukenschlag: Weil er bei den Wahlen sowohl zum Fraktions-Vorsitzenden als auch zum Vize in der Kreis-CDU unterlag, trat er aus der Partei aus. Der Kempener wird künftig ohne Parteibuch im Kreistag sitzen. Am 1.Januar 1966 war der gebürtige Anrather in die Union eingetreten.

"In der Kreis-CDU ist sehr erfolgreich gegen mich Werbung gemacht worden", sagte Alsdorf am Dienstag auf WZ-Nachfrage. Namentlich nennt er Marcus Optendrenk, den Kreis-Vorsitzenden aus Nettetal. Offizielle Version: Generationswechsel; inoffiziell wird Alsdorf bärbeißiger Führungsstil vorgeworfen.

Insofern ist Alsdorf Montag mit gemischten Gefühlen ins Viersener Forum gefahren, wo die Wahl zum Fraktions-Chef anstand. Alsdorf sitzt seit 1979 im Kreistag, ist seit 2004 Fraktions-Chef. In den 90er-Jahren wurde er als Landrat gehandelt.

Mit 24:6 Stimmen unterlag Alsdorf am Montag gegen Michael Aach (32) aus Dülken. "Man hat Leute eingekauft, und manche haben sich auch einkaufen lassen", zischte Alsdorf. Auch bei der Wahl von drei Stellvertretern- hierzu hatte er sich selbst ins Rennen gebracht- blieb Alsdorf außen vor: Auf Johannes Bäumges (Willich) und Thomas Paschmanns (Schwalmtal) entfielen je 24Stimmen, auf die Kempenerin und bis 2004 Vize-Landrätin Angelika Thiel-Hedderich (58) 17Stimmen. Für Alsdorf gab es 14 Kreuzchen. "Drei Stellvertreter sind ohnehin laut Kreis-Satzung unzulässig", sagte Alsdorf zur WZ.

Alsdorf zückte zwei Schreiben aus dem Sakko und drückte je eines Landrat Peter Ottmann und CDU-Kreisgeschäftsführer Hans-Josef Kampe in die Hand. Kampe las verblüfft vom Parteiaustritt; Ottmann erfuhr als erster, dass Alsdorf nicht im stillen Kämmerlein schmollen will, sondern im Kreistag wieder mit am Tisch sitzen will.

Kurz vor 21Uhr packte Alsdorf sein Köfferchen und verließ die Sitzung Richtung Kempen. Einer anderen Partei will er sich nicht anschließen: "Nicht meine Kragenweite." Für wahrscheinlich hält er, dass sich weitere CDU’ler ausklinken. "Ich möchte noch in den Spiegel gucken können", begründete er den jähen Schritt nach fast 44Jahren in der CDU.

Aus der Kempener Politik hat "König Rudi", wie der Strippenzieher gerufen wird, sich in Etappen zurückgezogen. 2004 gab er nach 30Jahren den Fraktions-Vorsitz im Rat ab, wo er nun nach fast 40 Jahren nicht mehr vertreten ist. Die Alsdorf-Fahne hält dort Sohn Georg (34) hoch.

Mit fast 66Jahren wolle er sein Leben neu sortieren. "Dazu gehört, dass ich aus den meisten der zwölf Kempener Vereine austrete", sagt der Ex-Schönmackers-Geschäftsführer, seit Februar im Ruhestand. Die Treue hält er der Matthias-Bruderschaft: Alsdorf stiefelt nach Trier zum Apostel-Grab und hat auch schon den steinigen Weg nach Santiago geschafft.