Kempen: Hensel - Immer volle Kanne
250 Gäste nahmen am Samstag Abschied von Bürgermeister Karl Hensel.
Kempen. Kein Doppelkopf-Spiel hätte eine spannendere Dramaturgie schreiben können: Innerhalb von sechseinhalb Wochen haben die Kempener ihrem "politischen Doppelkopf" ein bewegendes Finale geboten. Wurde am 7. September Karl-Heinz Hermans anlässlich seines 80.Geburtstags zum Ehrenbürger ernannt, so war die Paterskirche am Samstag erneut bis auf den letzten Platz besetzt.
Diesmal galt es, von Bürgermeister Karl Hensel Abschied zu nehmen. Der 64-Jährige war 36 Jahre im Rathaus in verantwortlicher Position tätig, davon neun Jahre als Stadtdirektor und die letzten zehn als Bürgermeister.
Und weil nun ein neues Kapitel aufgeschlagen wird nach dem "Doppelkopf Hensel/ Hermans", der über Jahrzehnte die Geschicke Kempens bestimmte, wird seit Samstag auch ein Buch (9Euro) mit diesem Titel angeboten, das die Stationen dieser beiden für Kempen so wichtigen Männer dokumentiert.
"Einen Karl Hensel kann man nicht so einfach außer Dienst stellen", sagte Bürgermeister Volker Rübo am Samstag in seiner Begrüßung. Hensel wird im Vorstand der von-Broichhausen-Stiftung weiter Akzente setzen, unter deren Dach das Hospital und die beiden Stifte stehen.
Rübo nahm die Zuhörer dann mit auf eine Zeitreise ab 1973, als ein damals 28-jähriger Jurist aus Dülken im Kempener Rathaus die rechte Hand des damaligen Stadtdirektors Klaus Hülshoff wurde. Seitdem habe sich Kempen unter Hensel prächtig entwickelt.
Besonders hervor hob Rübo Hensels Geschick für Firmenansiedelungen ("Wirtschaftsförderung war unter Ihnen Chefsache"), seine Verdienste um die millionenschwere Sanierung des Bahnhofs und sein stetiger Einsatz für die Städtepartnerschaften.
Das bestätigten die Besuche der Vertreter aus Werdau, Wambrechies und Orsay, die es sich nicht nehmen ließen, ans Mikro zu treten und Hensel für sein positives Wirken zu danken. Sowohl bei den Worten von Emilie Sauteron (Orsay) und Pierre Pennequin (Wambrechies), besonders aber beim herzlichen Gruß des Werdauer Bürgermeisters Ralf Tittmann wurde deutlich, wie wichtig Hensel das Zusammenwachsen der Städte gewesen ist.
Zuvor hatte der Kreis Viersener Landrat Peter Ottmann Hensels politisches Gewicht als Kempener Erster Bürger im Chor der neun Bürgermeister-Vertreter hervorgehoben: "Sie hatten immer was zu sagen."
In der Spitze der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft, bei der zähen Beseitigung des Umweltschadens ECF, in touristischen Belangen für die Region, beim Manövrieren des schlingernden Schiffes Technologiezentrum oder bei der gemeinsamen Wohnungsbau-Gesellschaft- Hensels Stimme fand bis zuletzt stets Gehör, weil immer Gehalt dahinter steckte. Ottmann: "Ein Bürgermeister wie Sie ist immer im Amt- Sie stehen ja auch im Kempener Telefonbuch."
Dass Hensels Wirken durchaus nicht hinter den Stadttoren von Kempen aufhörte, machten die Worte von Claus Hamacher vom Städte- und Gemeindebund NRW deutlich. "Sie waren immer Auge, Ohr und Sprachrohr unseres Verbands", sagte der Mann aus Düesseldorf mit Blick auf Hensels langjährige Tätigkeit im Präsidium des Städtebunds.
Propst Thomas Eicker ging auf Hensels Einsatz im Sinne einer christlichen Kultur ein: "Es spricht für die Atmosphäre in unserer Stadt und unter Ihrer Leitung, dass sich viele Bürger ehrenamtlich einbringen." Wie viele seiner Vorredner blickte Eicker augenwzinkernd auf Hensels oft ungezügeltes Temperament in Diskussionen. Hierfür hatte der Propst einen Schnellkochtopf als Abschiedsgeschenk besorgt: "So ein Topf hat einen entscheidenden Vorteil: Er kann kontrolliert Dampf ablassen."
Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans, auch Vorsitzender des St.Martin-Vereins, zollte Hensel für seinen Einsatz für dieses Brauchtum Respekt und bedankte sich für die Realisierung des Martins-Denkmals auf dem Buttermarkt. Hermans schloss mit Blick auf seinen "Doppelkopf"-Partner: "Ich sage nur: Danke, Karl Hensel."
Da blieb einem sichtlich gerührten und lockeren Karl Hensel am Ende nur die Feststellung: "Ich bin etwas seltsam berührt in dieser Rolle." Das Wesen dieses Bürgermeisters zeigt eine kleine Begegnung mit einem Bürger kürzlich auf dem Buttermarkt. Als der Mann sich schlicht bedanken wollte, meinte Hensel nur: "Ich habe doch nur meine Pflicht getan."