Propstei-Kirche: Flügelaltäre sind wahre Schätze

Welche Kostbarkeiten die Thomasstadt in St. Mariae Geburt hat, erläutert Kunsthistoriker Godehard Hoffmann bei einer fast dreistündigen Führung des Kempener Geschichts- und Museumsvereins. .

Kempen. Manche sehen sie jeden Sonntag, aber welche Schätze die Flügelaltäre in der Propstei-Kirche wirklich sind, ist vielen nicht bewusst. Alles Wissenswerte über die drei Altäre aus Antwerpen erklärte Kunsthistoriker Godehard Hoffmann am Samstag bei einer fast dreistündigen Führung des Kempener Geschichts- und Museumsvereins.

Ursprünglich waren es 17 Altäre, die den Innenraum von St. Mariae Geburt schmückten. Drei Antwerpener Flügelaltäre sind erhalten, die Kempen eine besondere Bedeutung zukommen lassen: In keiner anderen Kirche stehen mehr dieser spätgotischen Altäre. Insgesamt sind lediglich um die 200 Stück erhalten.

Der heutige Hochaltar, der der heiligen Anna gewidmet ist, befindet sich seit 1513 in der Propstei-Kirche. Im Kempener Stadtarchiv fand man den Liefervertrag inklusive detaillierter Rechnungen; es ist sogar überliefert, wie viel Bier den Handwerkern zur Verfügung gestellt wurde.

Verantwortlich für die Ausführung war der Maler Adrian van Overbeck, der in Antwerpen, der damaligen Hochburg des Altarbaus, tätig war. "Es handelt sich um hochwertige Ware", erläutert Overbeck-Kenner Hoffmann seinen zahlreichen Zuhörern, "die Gestaltung war individuell mit den Auftraggebern abgesprochen".

Um die 300 Goldgulden zahlte man für einen solchen Hochaltar - viel Geld für die Kempener, immerhin bekam man für 80 Gulden schon eine seetüchtige Kogge.

Auch der Antonius-Altar links vom Kirchenschiff ist eine lange verkannte Kostbarkeit: Godehard Hoffmann gelang es nachzuweisen, dass das Jakobs-Triptychon in der Paterskirche und der Sockel, der in der Taufkapelle steht, früher Teile des Altars waren. Zusammen ergäbe sich ein weiterer kompletter Flügelaltar.