Rauchverbot: Wirte fürchten um Existenz

Nach dem gerichtlichen Verbot der Raucherclubs haben die Gastronomen Angst vor hohen Einbußen.

Kempen. „Wenn das so kommt, kann ich zumachen“, sagt Ralf Violonchi besorgt. Der Wirt vom Manythron am Buttermarkt 9 kann es nicht fassen, dass bundesweit alle Raucherclubs verboten werden sollen. Das Münsteraner Oberverwaltungsgericht hat am Mittwoch per Eilentschluss Gaststätten als Raucherclubs für unzulässig erklärt.

Violonchi rechnet mit drastischen Folgen für die Gastronomie: „Schon jetzt haben wir weniger Gäste, das Ausgehverhalten hat sich verändert. Seitdem das Nichtraucherschutzgesetz gilt (seit dem 1. Juli 2008, Anmerkung der Redaktion), sind wir ein Raucherclub. Wenn die Leute zum Rauchen rausgehen müssen, wäre das für unser Geschäft mehr als schlecht.“

Violonchis Mitarbeiterin Susanne Albert wird noch deutlicher: „Wir haben so viel in den Laden investiert. Mit solchen Entscheidungen werden engagierte Gastronomen in den Ruin getrieben“, sagt sie.

„Dieses Urteil hat auf jeden Fall Auswirkungen“, ist sich Ordnungsamtleiter Ulrich Eckerleben sicher. Seit Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes kontrolliert die Stadt, ob das in Gaststätten ordnungsgemäß umgesetzt wird — wenn Beschwerden von Gästen beim Ordnungsamt eingehen. Dazu gehört unter anderem, dass sich Minderjährige nicht in Raucherclubs aufhalten dürfen.

„Das ist eine bodenlose Unverschämtheit“, sagt Agnes Frieters zum geplanten Verbot von Raucherclubs. 80 Prozent der Gäste der Wirtin vom Markttreff am Viehmarkt 1 rauchen, die anderen sind „tolerante Nichtraucher“, wie sie sagt. Frieters versteht die Entscheidung nicht, zumal der Staat an der Tabaksteuer viel verdiene.

Dino Tonel, Betreiber des Falco am Buttermarkt 17a, befürwortet den Richterspruch: „Das ist mir sehr willkommen.“ Der Italiener weiß, dass es in seiner Heimat auch anders funktioniert: „Dort gehen alle zum Rauchen kurz raus, auch im Winter.“ Abgesehen vom Raucherclub-Verbot gestaltet Tonel das Falco ab Sommer sowieso zum Nichtraucherlokal um. Dass 70 Prozent seiner Gäste beim Bierchen zur Zigarette greifen, sieht er locker: „Das funktioniert schon.“

In 25 Jahren hat Kuba-Wirt Frank Tophoven viel erlebt. Er versteht die Panik nicht: „Im letzten Jahr wurde an jedem Freitag gemessen, wie gefährlich der blaue Dunst ist. Am Ende war die Rauchentwicklung aber kaum messbar.“ Tophoven erklärte als einer der ersten sein Lokal zum Raucherclub. Damit ist laut Urteil aber bald Schluss. „Dann stehen meine Frau Marianne und ich mehr oder weniger vor dem Nichts. Ich frage mich, was das soll.“