Reise der Klänge auf 42 Saiten
Vincente Patiz begeisterte in der Kulturscheune.
Mülhausen. Waren Sie schon einmal in Bali, Australien, Spanien und Tibet? Rund 30 Konzertbesucher können dies seit Freitag — zumindest musikalisch — behaupten. Der 39-jährige Gitarrist Vincente Patiz gastierte in Morela Hommels Kulturscheune an der Hauptstraße. Da Gastgeberin und Gitarrist aus demselben Ort (Johanngeorgenstadt) stammen und gemeinsame Freunde haben, kam dieses außergewöhnliche Hörerlebnis zustande.
Bereits 2013 gastierte Patiz an selber Stelle. Im Gepäck hatte er unter anderem seine 42-saitige Harfengitarre, der eigentliche Star des Abends. Das acht Kilogramm schwere, von Oliver Klapproth gebaute Ungetüm, steht sinnbildlich für die musikalische Vielfalt des weitgereisten Musikers.
Der raumgreifende, farbenreiche Klang entführt nach Asien, dann an die Atlantikküste. Ganz ohne Gesang kommt der Abend aus, Patiz lässt Instrumente sprechen, ja regelrecht erzählen. Seine loop-station, diese „blinkende Kiste“, wiederholt live eingespielte Sequenzen endlos, macht aus Patiz mehrere Musiker. Selbst komponierte Klangcollagen sind das, emotional und lyrisch. „Hope“ beispielsweise beschreibt die Wüste, „den Ort, an dem der Mensch dem Himmel am nächsten und mit sich selbst alleine ist“, wie Patiz erzählt.
Seine Art entspannt, beim Musizieren lächelt er sanft — es ist die Weisheit eines Mannes, der schon viel vom blauen Planeten gesehen hat. Didgeridoo, japanische wave-station, Flöten und Stahlsaiten-Gitarre — vor allem die Titel des achten Albums „Tierra“ bieten traumhafte Sequenzen für inneren Urlaub. Die Klänge sind zart, süß wie Honig, fein wie Sand.
„Parfalla“ etwa, eine Shortstory vom Sommer, Zitronenfaltern und bunten Wiesen. Oder jene Strandgeschichte aus Spanien, wie’s früher war, vorm großen Tourismus. Patiz klopft den Gitarrenkorpus, schlägt Saiten an, spinnt ein dichtes Tongeflecht, penibel ausgeführt, mit Herz und Hirn. „Da ist Kopfkino gefragt“, sagt er dazu. Kein Problem bei dieser (Welt-)Musik — zumal bei solch einem „kleinen Konzert, das mich erdet und richtig fetzt“, so Patiz. Und damit hat er so recht.