Rostiges Metall, Collagen und mehr

Die Künstler der „Bunten Gans“ kommen aus Oedt, Mülhausen und Kempen. Sie hatten ihre Ateliers und Gärten für Besucher geöffnet.

Foto: Friedhelm Reimann

Mülhausen/Oedt/Kempen. Sieben Künstlerinnen und Künstler der Gruppe „Bunte Gans“ luden für gestern in ihre Ateliers ein. Der „Gänsemarsch“ lockte zahlreiche Kunstinteressierte an, auch wenn man sagen muss, dass kein Atelier wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Alle beteiligten Akteure stellten ihre Werke auch in ihren Gärten aus.

Manfred Küsters hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen: Er hatte einige seiner Bilder, die er vor Jahren als Maler geschaffen hatte, mit einem farblich dazu passenden Alltagsgegenstand kombiniert und fotografiert. Malerei und Foto ergaben interessante Gegenüberstellungen.

Bei Anette Grübnau mussten die Autos aus dem Carport, weil sie dort ihre Bilder präsentierte. Abblätternde Farbe und die Frage, wie es denn darunter aussieht, zeigen, dass sie sich mit der Vergänglichkeit auseinandersetzt. Dem Charme des Morbiden ist die Künstlerin schon ein wenig verfallen, wenngleich sie auch neue Tendenzen zeigte: Die Farben dürfen gern schon mal ein bisschen knalliger ausfallen. Mal malt sie völlig ungegenständlich, aber der Mensch kommt immer wieder zum Vorschein in ihren Arbeiten. Gerne nutzt sie als Malgrund alte Holzbretter.

Bei Morena Hommel im Vorgarten wurden die Besucher von seltsamen Gesichtern angeguckt — es sind Masken, die die Künstlerin aus Ton gebrannt hat, wie die des Gottes des Erwachsens oder des Atems. Und sie erklärte noch etwas anderes, nämlich wie ihre Energiebilder funktionieren: „Linke Hand auf den linken Oberschenkel, rechte Hand aufs Bild.“

Mit Energie haben zum Teil auch die Werke von Renate Niehues zu tun. Sie drückte es so aus: „Das Bild und ich, wir sind beide kreativ.“ Sie meint damit die chemische Reaktion, die sie auf ihren Bildern in Gang setzt mit Materialien wie Schellack und Beize. Selbst gestaltete Schaufensterpuppen in leuchtenden Farben, Collagen aus Malerei und Fahrradzahnrädern sowie Skulpturen aus Pressbeton machten deutlich, dass Niehues eine vielseitige Künstlerin ist, die gerne Neues ausprobiert.

Siegfried Füsers hatte Werner Pokriefke mit ins Boot geholt, der markante Objekte wie den alten Oedter Wasserturm beleuchtete. So sind interessante Postkartenmotive von Oedt entstanden. Der Fotograf Füsers drückt aber nicht nur in seinem Heimatort auf den Auslöser seiner Kamera: Deshalb waren jetzt auch Impressionen von der Ostsee bei Darß zu sehen. Füsers bewies auch, dass selbst ein Haufen Schrott ein tolles Motiv sein kann.

Dass Anne Deimel viele Kinderbilder gemalt hat, hat einen Grund: Sie erwartet Nachwuchs. Aber sie zeigte abstrakte Malerei, einen Hauch von Körperstudien und Tierbilder wie aus dem Biologiebuch.

In Kempen lockte Siggi Dämkes Besucher an. Unübersehbar: Sein Faible für alte Maschinen wie für eine über 100 Jahre alte Dampfmaschine mit einem Schwungrad von zweieinhalb Metern Durchmesser. Aus Alteisen schafft der 65-Jährige aber auch Kunst, wie eine riesige rostige Rakete mit skulpturalem Charakter. Da ragen rostige Gerippe von Fischen empor und das Schiff aus rostigen Blechen ist alles andere als seetüchtig, dafür skurril und somit etwas besonders Reizvolles in einer sehr rationalen Welt.