Kempen Schmeddersweg: Ersatz für das Flüchtlingsdorf
Die WZ sprach mit Dezernent Michael Klee über die Baufortschritte und die weiteren Pläne.
Kempen. Von den ursprünglichen Planungen ist nicht viel übrig geblieben. Im Sommer beschloss die Kempener Stadtverwaltung nach Zustimmung des Rats, ein Flüchtlingsdorf am Schmeddersweg einzurichten. Zwischen Sporthotel und Reithalle sollten die Wohncontainer aufgebaut werden. 290 Menschen sollten dort unterkommen, geplante Eröffnung: Ende September. Bekanntlich kam es anders, die WZ berichtete.
Auf Anfrage stellte Sozialdezernent Michael Klee nun die veränderten Entwürfe vor. „In einem ersten Abschnitt werden zwei Wohnhäuser für je 46 Personen in einer Holzständerbauweise erstellt“, so Klee. „Das erste Wohnhaus wird voraussichtlich Mitte Januar 2017 bezugsfertig sein. Das zweite Wohngebäude wird zeitlich versetzt so realisiert, dass eine Bezugsfertigkeit im Februar 2017 gegeben ist.“
Michael Klee, Dezernent
Aktuell seien die Bauarbeiten in vollem Gang, teilt Klee mit. Nach der Fertigstellung der Bodenplatte würden Module des Hauses errichtet. Beide Gebäude würden zweigeschossig. „Die in Holzrahmenbau erstellten und nachfolgend verputzen Gebäude sind für dauerhaftes Wohnen geeignet“, sagt Klee. Durch die einfache Verwendung von Leichtbauwänden könne der Wohnraum den Bedürfnissen rasch angepasst werden. Der Holzrahmenbau vereine viele Vorteile: Eine kurze Planungs- und Bauzeit, die Verwertung eines nachwachsenden Rohstoffs und energiesparende Nutzung aufgrund einer gut gedämmten Gebäudehülle.
„Seit Mittwoch wird das erste Wohngebäude im Holzrahmenbau errichtet“, sagt Klee. Das dauere rund eine Woche. Danach könnten Installationsarbeiten und der Innenausbau beginnen. Parallel würden Versorgungsanschlüsse für Strom, Wasser und Fernwärme sowie die Entwässerungsleitung verlegt.
Warum wurden die ursprünglichen Planungen aus dem vergangenen Juni verworfen? Die damaligen Entwürfe seien durch Prognosen und Aussagen der für die Flüchtlingsverteilung zuständigen Bezirksregierung Arnsberg geprägt gewesen, so Klee. „Zu diesem Zeitpunkt gingen die übergeordneten Stellen davon aus, dass die Stadt Kempen bis Ende des Jahres noch etwa 450 bis 500 Schutzsuchende aufnehmen wird“, sagt Klee. Danach sei die Zuwanderung nach Deutschland deutlich zurück gegangen. Das habe auch Auswirkungen auf Kempen.
Anfang Juli nahm die Thomasstadt noch einmal 230 Menschen auf. Für die Ankunft weiterer 100 Personen sei ein längerer Zeitraum vereinbart worden, teilt Klee mit. Diesen Zeitgewinn habe die Stadt genutzt, um nachhaltigeres Wohnen zu planen. „Das Flüchtlingsdorf sollte, je nach Nutzungsintensität, etwa fünf Jahre bestehen. Die jetzt realisierte Wohnbebauung hat eine dauerhafte und sozial verträglichere Wohnsituation auf ihrer Seite“, sagt Klee.
Dafür nehme die Stadt eine Verdopplung der Baukosten von 1,1 Millionen Euro auf 2,2 Millionen Euro in Kauf.