Freilichtmuseum Dorenburg Ausstellung: Früher waren die Winter oft gefährlich
Die Ausstellung „Eisblumen und Schneewehen — Freud und Leid im Winter“ wird am Sonntag im Freilichtmuseum Dorenburg in Grefrath eröffnet.
Grefrath. „In der Wohnung meiner Oma gab es noch Eisblumen an den Fenstern“, erinnert sich Kreiskulturdezernent Ingo Schabrich an seine Kindheit. Und das sei ihm sofort eingefallen, als er zum ersten Mal über die Ausstellung „Eisblumen und Schneewehen — Freud und Leid im Winter“ nachgedacht habe. Diese Schau wird am kommenden Sonntag um 11 Uhr von Landrat Andreas Coenen im Freilichtmuseum in der Dorenburg eröffnet. Zu sehen sind Exponate und Bilder, die aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts bis in das Jahr 1930 reichen.
Die Ausstellung ist in mehrere Themenbereiche unterteilt. Am Anfang sind Tiere wie Graugänse und -reiher zu sehen, die ihre Winter im Süden verbringen, wie 45 Prozent der heimischen Vogelarten. Die anderen Tiere bekommen ein Winterfell und legen Vorräte an, um über die kalte Jahreszeit zu kommen.
Natürlich hatte früher das Wetter im Winter einen größeren Einfluss auf den Alltag als heute. Temperatur-, Luftdruck- und Luftfeuchtigkeitsmesser gab es erst im 17. und 18. Jahrhundert. Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen. Dazu gibt es auch eine Auswahl an Literatur aus der Zeit um 1900 und Gerätschaften wie Wärmflaschen und Bettwärmer. Öffentliche Wetterdienste wurden erst im frühen 20. Jahrhundert eingeführt. „Ab 1906 gab es öffentliche Aushänge des Deutschen Wetterdienstes“, sagt Museumsleiterin Anke Wielebski. Zu sehen sind in der Sonderausstellung auch verschiedene Öfen. In den Anfängen wurde mit Holz geheizt, ab dem späten 19. Jahrhundert kamen Kohle und Koks dazu. Gas- und Ölheizungen existieren seit den 1920er Jahren.
Natürlich ist auch das Alltagsleben im Winter ein Thema. „Die existenzbedrohende Gefahr, die der Winter in vergangenen Jahrhunderten mit sich brachte, nehmen wir heute nicht mehr wahr. Emotional ist allerdings vieles gleich geblieben“, sagt Schabrich. Der Winter war früher oft gleichbedeutend mit Krankheit und Tod durch Erfrieren. Für die Bevölkerung begann früher der Winter am Sankt-Martins-Tag (11. November). Dann war die Ernte eingebracht und die Arbeit auf dem Feld beendet.
In der Küche blieb hingegen immer noch viel zu tun. Obst und Gemüse wurde eingemacht, Gemüse in Steingutgefäße gefüllt. Äpfel, Kartoffeln und Möhren bewahrte man unter anderem in kühlen Erdmieten im Garten oder im Keller auf. Wie eine Küche damals aussah, das ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen.
„Geschlachtet wurde in den sogenannten ,R-Monaten’ — von September bis Februar“, sagt Wielebski. Aus dem Fleisch stellte man Wurst, Schinken, Sülze oder Schmalz für den bevorstehenden Winter her. In den feuchten und kalten Häusern gab es aber auch oft leere Teller, weil Miss- ernten keine ausreichende Vorratshaltung ermöglichten.
Die kalte Jahreszeit machte der Bevölkerung also viel Arbeit. Trotzdem blieb Zeit für Spaß. Ein sichtbares Zeitdokument dafür sind in der Ausstellung Schlitten aus dem 18. und 19. Jahrhundert und ein Zweier-Schlitten aus den 1950er Jahren, der aus Kempen stammt. Gezeigt werden auch Gleitschuhe, die aus Rinder-, Hirsch- oder Schweineknochen hergestellt wurden, und Skier aus dieser Zeit.
Die meisten Ausstellungsstücke stammen übrigens aus dem reichhaltigen Fundus des Freilichtmuseums. Es gibt aber auch einige Leihgaben, die unter anderem aus Nettetal, Brüggen, Krefeld und Düsseldorf stammen.
Museumsleiterin Anke Wielebski hat eine Antwort auf die oft gestellte Frage gefunden, ob die Winter früher kälter waren als heute. „Ja“, sagt sie, ohne zu zögern. Sie hat das in alten Wetteraufzeichnungen nachgeprüft. Ab 1881 werden für Deutschland Wetterdaten erhoben. Von damals bis heute stieg die durchschnittliche Temperatur in den Monaten Dezember bis Februar um 1,5 Grad Celsius.