Ein leuchtendes „Happy Birthday“

Elisabeth Speer hat ehrenamtlich das Rathaus-Foyer verschönert. Anlass: 1700 Jahre St. Martin.

Foto: Lübke

Kempen. Auf dem Fußboden im Rathausfoyer am Buttermarkt liegen ein Klebestift, eine Schere — und viele liebevoll gestaltete Bastelarbeiten. Elisabeth Speer und ihr Mann Raimund sind gerade dabei, das zentrale Werk von innen an eine der große Foyer-Scheiben zu kleben. Es zeigt, stark vergrößert, den in Kempen bekannten Linolschnitt vom Mantel teilenden Martin. In Miniaturgröße findet sich diese Abbildung auf den hiesigen Martinstüten, den „Bloese“. Die Überschrift in Buntpapier verrät, um was es geht: „1700 Jahre St. Martin“ (die WZ berichtete). Bei Anbruch der Dunkelheit und eingeschalteter Behördenbeleuchtung wird es zu einem leuchtenden „Happy Birthday“.

Elisabeth Speer liebt das Brauchtum im November

Im Jahr 316 soll der heute so populäre Heilige in Ungarn geboren worden sein. Er wuchs in Italien auf und war später bekanntlich Bischof von Tours in Frankreich, wo er am 11. November 397 begraben wurde. Auch in Deutschland hielt er sich auf, so unter anderem in Trier. Diese europäische Dimension hat Elisabeth Speer in ihrem Rathaus-Schmuck aufgegriffen: in Form einer Landkarte, auf der Kempen als leuchtender Punkt nicht fehlen darf.

Schließlich gilt das Feiern des Martinsbrauchs hier als das „höchste Fest im Jahr“, wie Karl-Heinz Hermans betont, früherer Bürgermeister und bis 2012 Vorsitzender des Martinsvereins. „Ich behaupte, dass an diesem Tag mehr Studenten und Weggezogene ihre alte Heimat am Niederrhein besuchen als zu Weihnachten“, unterstreicht er die Bedeutung der alljährlichen Feierlichkeiten.

Hermans war es auch, der Elisabeth Speer und ihrem Jubiläumsprojekt die Rathaustüren öffnete. „Ich bin ein begeisterter Martin-Fan“, erklärt die 40-jährige Ehrenamtlerin ihr Engagement. Auch Ehemann Raimund, der aus Neersen stammt, hat sich längst vom Kempener Virus anstecken lassen. Um seiner Frau zu helfen, hatte er sich gestern extra Urlaub genommen. „Wie das Fest in Kempen begangen wird — das ist schon ein Unikat“, sagt er.

Die beiden Töchter Judith (7) und Miriam (5) waren ebenfalls ins Bastel-Projekt, zudem Kinder der Grundschule Wiesenstraße, die Miriam besucht. Sie haben die Stadtsilhouette aus schwarzer Pappe mit kleinen leuchtenden Laternenträgern geschaffen. Diese Arbeiten sind nun genauso am Buttermarkt zu bewundern wie der Martin mit Bettler, das offizielle Logo des Jubiläumsjahrs (Schwert, Mantel, Bischofsstab) und das Kempener Wappen.

Jetzt fiebert Elisabeth Speer dem großem Umzug entgegen. Ehrensache, dass sie selbst mit einer Fackel durch Kempens Straßen läuft.