Mülhausen Schüler geben der Niers schlechte Noten

Mülhausen · Der Bio-LK der Liebfrauenschule Mülhausen hat nach Schadstoffen gesucht – und wurde fündig.

Die Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen vor dem Umweltbus.

Foto: alfred knorr

. Unterricht muss nicht langweilig sein, besonders dann nicht, wenn er in die freie Natur verlegt wird. Diese Erfahrung machten jetzt die beiden Leistungskurse „Bio“ der Liebfrauenschule Mülhausen in der Grasheide. Nahe der Motte „Horbes Bergske“ fließt die Niers in einer großen Schleife von Mülhausen kommend in Richtung Neersdommer Mühle. An diesem kleinen Abschnitt wurde die Niers von Grund auf untersucht: Chemische und biologische Belastung, Artenvielfalt der Kleinlebewesen im Fluss, Uferbewuchs und Uferstruktur waren einige Merkmale zur Beurteilung der Qualität der Niers in diesem Abschnitt.

25 Teilnehmer, ausgerüstet mit Sieben, Behältern, Pinseln und weiteren notwendigen Utensilien zogen mit ihren Lehrerinnen Claudia vom Walde und Andrea Schmidt zu den wenigen möglichen Einstiegstellen, an denen die Untersuchungen vorgenommen werden konnten. Trotz Gummistiefeln und Overknees blieb so manche Socke nicht trocken. „Bin ich froh, die Chemiegruppe gewählt zu haben“, freut sich der 17-jährige Thomas, der in seiner Gruppe für die anschließenden chemischen Analysen zuständig ist und deshalb nicht selbst ins Wasser musste. Dort aber findet sich eine Vielzahl von Kleinlebewesen: Krebse, Würmer, Flussmuscheln und anderes Kleingetier fischen Maren und Leonie aus dem Wasser und sind sichtlich stolz auf ihre Fänge.

„Herr Hartwig, ich habe hier eine Riesenkrabbe gefunden“, ruft ein Schüler aufgeregt und zeigt das bereits ausgetrocknete Tier dem Umweltpädagogen Ottmar Hartwig, der mit dem Umweltbus „Lumbricus“ der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW den Biokurs begleitet und auch schon eine erste Antwort geben kann. Es handelt sich bei der etwa zehn Zentimeter langen Krabbe um den roten Signalkrebs, der aus den USA stammt und durch Zuchtstationen nach Europa gebracht worden ist.

Die Schüler des Biologiekurses fanden viele Schadstoffe.

Foto: alfred knorr/Alfred knorr

Im Umweltbus kommt das Mikroskop zum Einsatz

Andere Teilnehmer messen die Fließgeschwindigkeit des Wassers sowie die Wassertiefe und untersuchen den Flussgrund auf Gestein und Algenbildung. Dabei achten Melina, Nell und Zue auf die sogenannte Kieslückenfauna, die früher kaum beachtet, heute ein wichtiges Merkmal für die Wasserbiologie ist.

Im Umweltbus können die eingesammelten Materialien durch Untersuchungen unter dem Mikroskop und mit Hilfe chemischer Analysegeräte direkt ausgewertet werden. Und diese Bewertung fällt nicht zur Zufriedenheit der Schüler aus, denn in diesem Niersabschnitt zeigt sich eine zu hohe Konzentration von Phosphaten und Nitraten, was wegen der angrenzenden landwirtschaftlichen Bearbeitung der Felder schon erwartet worden war.

Auch die Gewässersohle, Gewässerverlauf und Uferstruktur fanden nur eine mäßige bis unbefriedigende Bewertung. Dagegen befanden sich der gemessene pH-Wert, die Sauerstoff-Sättigung, die so genannte Eutrophierungsneigung, also die Algenbildung, auf den Steinoberseiten als auch der Uferbewuchs an der Niers in diesem Abschnitt in einem guten Zustand.