„Seit Jahren im Stich gelassen“
Dass es in St. Hubert vorerst keinen Kunstrasenplatz geben wird, ist den Vereinen klar. Jetzt müsse aber an der Stendener Straße etwas passieren. Seit Jahrzehnten fehlen dort Umkleiden und Toiletten.
Kempen/St. Hubert. Enttäuscht und mit hängenden Köpfen verließen Kinder und Erwachsene aus den Fußballabteilungen des TuS und FC St. Hubert am Dienstagabend den Ratssaal. Zwar konnte im Vorfeld der Sitzung nicht ernsthaft jemand damit rechnen, dass Politik und Verwaltung doch noch eine Kunstrasen-Lösung für St. Hubert auf den Tisch legen. Weil aber nun klar ist, dass es vorerst nichts wird mit dem Kunstrasen, sind Wut und Enttäuschung groß in St. Hubert. Auf dem bestehenden Aschenplatz, An Eulen, kann die Stadt nach eigenen Angaben aus Lärmschutzgründen keinen Kunstrasen bauen. Und aus dem geplanten Neubau auf einer Fläche an der Tönisberger Straße wird erstmal nichts, weil die Stadt sich kurzfristig nicht mit dem Eigentümer auf einen Kauf einigen kann (die WZ berichtete mehrfach).
Sauer sind die Fußballer aber nicht nur, weil aus den Zukunftsplänen nichts wird. Sondern auch, weil der Zustand der beiden Anlagen An Eulen und Stendener Straße nicht gut ist. Und weil sie diese Zustände schon seit Jahrzehnten ertragen müssen. „Schon vor 29 Jahren zum 100-jährigen Bestehen des TuS wurde uns Besserung versprochen“, sagte Marcus Schreurs, Vorsitzender der TuS-Fußballer als Besucher im Sportausschuss. „Passiert ist gar nichts.“
Sein Vorstandskollege Volker Müllers junior wurde noch deutlicher. „Seit Jahrzehnten werden wir hingehalten. Lange hieß es, dass wir an der Stendener Straße einen zweiten Platz bekommen. Irgendwann wurde das Projekt dann beerdigt, ohne mit uns zu sprechen. Nun wurde uns versprochen, dass ein neuer Platz für St. Hubert Priorität hat — und es wird wieder nichts passieren“, sagte Müllers mit Blick auf die vorerst gescheiterten Pläne in St. Hubert und die nun beschlossene Umsetzung des Kunstrasen-Projektes im benachbarten Tönisberg.
„Darum geht es uns aber gar nicht. Dass es in Tönisberg klappt, sei dem VfL gegönnt“, ergänzte Müllers junior. Der TuS-Geschäftsführer sieht die Stadt aber in St. Hubert aktuell in der Pflicht — auch ohne die Realisierung eines neuen Platzes. „Nun ist doch klar, dass an der Stendener Straße kein zweiter Platz kommen wird. Und es ist klar, dass An Eulen nichts passieren wird. Dann geben Sie doch bitte mal Geld aus, damit wir an der Stendener Straße vernünftige Bedingungen bekommen“, so Müllers junior.
Am Rasenplatz an der Stendener Straße leben TuS und FC seit Jahrzehnten mit einem Provisorium. Die Vereine und ihre Gäste nutzen die Umkleiden der Turnhalle und die Toilettenanlagen der Grundschule. „Ich sag es jetzt mal ganz deutlich“, so Müllers junior in die Runde der Fraktionen des Sportausschusses. „Ich wünsche Ihnen alle mal die Flitzekacke. Und dass Sie dann über die ganze Sportanlage rennen müssen, um die Klos in der Schule zu erreichen.“ Und: „Da müssen dann erwachsene und zum Teil ältere Menschen auf Kindertoiletten gehen. Das können wir so nicht mehr hinnehmen.“
Über Jahrzehnte sei den Vereinen gesagt worden, dass keine Umkleiden und Toiletten gebaut werden, um „bald“ die große Lösung samt eines zweiten Platzes zu realisieren. Deshalb habe der TuS vor einigen Jahren in Eigenregie und aus eigenen Mitteln auch nur eine Blockhütte als Vereinstreff bauen dürfen. „Die Auflage der Stadt war, dass diese einfach abzumontieren sei“, so Volker Müllers junior.
Nun kann man den Sportdezernenten Michael Klee nicht für diesen jahrzehntelangen Zustand verantwortlich machen. Er ist erst seit 2012 im Amt. Dennoch musste er im Ausschuss zu den Vorwürfen des TuS Stellung nehmen — unter anderem deshalb, weil er aus den Reihen der CDU darum gebeten wurde. „Ich kann da jetzt nichts versprechen, aber wir schauen uns das an“, so Klee.
Ein weiteres Ärgernis — ebenfalls seit Jahrzehnten — ist der Parkplatz an der Stendener Straße. Bei Regen komme man dort nicht trockenen Fußes vom Auto zum Platz, sagten mehrere Fußballer im Ausschuss. Und auch hier musste Klee die Vereine enttäuschen. Kurzfristig sei keine Sanierung in Sicht. Im Haushaltsplan 2018 seien keine Mittel dafür eingestellt.
„Ich glaube, dass es gar nicht das nun aufgeschobene Kunstrasen-Projekt ist, das mich sauer macht“, sagte ein TuS-Mitglied nach der Sitzung zur WZ. „Es ist vielmehr die Tatsache, dass wir seit Jahren im Stich gelassen werden.“
In der nächsten Sitzung des Sportausschusses im Juni soll die Gesamtsituation in St. Hubert noch einmal beraten werden. Das hatte die CDU beantragt. Ausschussvorsitzender Jürgen Pascher (SPD) bekräfttigte: „St. Hubert wird nicht vergessen. Der Grundsatzbeschluss für einen Kunstrasen steht.“ Nur einen Platz für den Platz hat derzeit keiner.