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Heute geht es um historische Bücher. Außerdem: Neuer Käse-Stand und „Alles muss raus“ bei Vögele.

Kempen. Im Sommer hieß es noch, dass die Modekette Vögele in Kempen bleibe. Nun verkünden Schilder in den Schaufenstern das Aus: „Wir schließen diese Filiale“. Nach dem ebenfalls plakatierten Motto „Alles muss raus“ werden an der Ecke Judenstraße/Kirchstraße sogar Schaufensterpuppen angeboten.

Willkommen im „Paradys“

Eis-Fans werden sich freuen: Café-Betreiber Dino Tonel griff gestern zum Smartphone und informierte den Flüsterer auf digitalem Wege, dass heute das „Paradys“ am Viehmarkt in die Saison startet. Tonels „Brustolon“ am Buttermarkt hat ja bereits seit einiger Zeit wieder geöffnet.

Altstadt-Geflüster

Für Stephan Kahl klingt das Berufsleben in diesen Tagen aus. Der Rat hat den Technischen Beigeordneten schon am Dienstag in den Ruhestand verabschiedet. Gestern dann lud Kahl zu einem Empfang ins Rathaus. Und dazwischen — am Donnerstag — baten ihn die Mitarbeiter „seines“ Dezernates auf den Kirchplatz. Dort hatten die Angestellten und Beamten einen — selbstverständlich genehmigten — Fahrrad-Parcours aufgebaut. Ihr scheidender Chef, der als passionierter Radfahrer gilt, musste sich der „Tour de Kahl“ stellen. Als Gefährt hatten sich die Mitarbeiter aber kein Rennrad, sondern ein Lastenrad ausgesucht. Zudem trug der 65-Jährige keinen sportlichen Fahrrad- sondern einen gelben Bauhelm. Nach dieser erfolgreichen Mittagspausen-Runde auf dem Kirchplatz dürfte sich Kahl nun auf seinen letzten Arbeitstag am Gründonnerstag freuen — einen Tag vor dem „Kahlfreitag“, wie es im Rathaus hinter vorgehaltener Hand heißt.

Auch Bücher brauchen Zuwendung, vor allem, wenn sie Jahrhunderte auf dem Buckel, sprich Buchrücken haben. Diese Zuwendung haben nun drei historische Ausgaben des Kempener Thomas-Archivs (untergebracht im Franziskanerkloster) durch Norbert Soyka bekommen. Der Kempener hat die nur handtellergroßen Bücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert — mit Beschädigungen am Rücken und in der Einklebung, mit welligen Seiten und Flecken — fachmännisch restauriert. Ein weiteres, aus dem 17. Jahrhundert, liegt noch auf seinem Arbeitstisch. Soyka beschreibt den üblichen Prozess: „Der ganze Torso wird auseinandergenommen.“ Verleimung und Vernähung würden entfernt, um später originalgetreu ersetzt zu werden. Dazu macht er sich vorab Notizen und schießt Fotos. Auf die Seiten wartet ein reinigendes Wasserbad, dann geht es ans Trocknen. Bis zu 30 reine Arbeitsstunden pro Buch kommen problemlos zusammen.

Möglich wurde die Restaurierung durch eine sogenannte Anlassspende in Höhe von 1200 Euro. Der vor allem als Stadtführer bekannte Kempener Matthias Mertens hatte zu seinem 80. Geburtstag auf Geschenke verzichtet und stattdessen um Geldspenden gebeten. Damit ist er nun „Buchpate“. Das Thomas-Archiv, um das sich die promovierte Germanistin Ulrike Bodemann-Kornhaas kümmert, sucht weitere Paten dieser Art. Denn es gibt noch einige Bücher in den Schränken, deren Zustand bemitleidenswert ist. Insgesamt umfasst das Archiv rund 2000 unterschiedliche Ausgaben von und zu Thomas von Kempen. Vor allem sein bekanntestes Werk ist stark vertreten: die „Nachfolge Christi“. Diesen Titel (in Latein und Französisch) tragen auch zwei der jetzt restaurierten Bücher.

Gestern konnte der Flüsterer eine Neuheit auf dem Kempener Wochenmarkt beobachten — und auch akustisch wahrnehmen. So hörte er einen jungen Mann auf Niederländisch singen. Es war Luke Groenewegen, der mit seinem Stand für viele Käsesorten zum ersten Mal aus Woerden in der Nähe von Utrecht auf den Wochenmarkt der Thomasstadt gekommen war. Doch Kempen ist für den Niederländer kein Neuland: „In Kempen ist es immer gut. Ich war auch schon auf dem Weihnachtsmarkt hier“. Generell ist Groenewegen die meiste Zeit in Deutschland unterwegs. So steht er mittwochs in Büttgen, donnerstags in Duisburg und neuerdings eben freitags in Kempen. Darüber hinaus bietet er am Wochenende seine heimischen und internationalen Käsesorten auf Stadtfesten an. Von jung bis alt und von Gouda bis Kräuterkäse ist für jeden Käseliebhaber etwas dabei.

Wer etwas Süßes sucht, für den ist Bernhard Kowalczyk der richtige Ansprechpartner. Der Imker aus Tönisvorst kommt mit seinem Stand seit etwa einem Monat auf den Buttermarkt und bietet neben Honigprodukten auch seine selbstgemachten Pralinen an. Momentan bekäme er zwar „die Fastenzeit zu spüren“, grundsätzlich kommt er aber gerne nach Kempen, verrät Kowalczyk. Seine Honig- und Schokoladenprodukte verkauft er auch auf dem Markt in St. Tönis.