Serie Unser Verein Prinzengarde der Stadt Kempen Närrischer „Begleitschutz“ fürs Prinzenpaar

Kempen. · Wo immer sich in Kempen das Prinzenpaar sehen lässt, mischt die Prinzengarde mit – auch auf der Tanzfläche.

Traditionell lassen sich Prinz und Prinzessin beim Einzug von der rot-weiß uniformierten Prinzengarde begleiten – wie hier zur Sitzung im Kolpinghaus

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn der Karnevalsprinz in Kempen auftaucht, sind diese Herren nicht weit: die Prinzengarde der Stadt Kempen 1978. Egal, wo Prinz und Prinzessin einmarschieren, die Garde begleitet sie. „Wir sind quasi der Begleitschutz des Prinzenpaars und ziehen überall zusammen mit ihnen ein. Dieser Aufzug ist immer gegeben, wobei wir danach auch tanzen“, sagt Peter van der Bloemen, der Erste Vorsitzende der Garde.

Dabei tanzt nicht nur die Garde an sich. Drei Tanzpaare, jeweils bestehend aus einem Tanzmariechen und dem Tanzoffizier, gehören dazu. Nicht zu vergessen sind die Garde-Pänz. Es handelt sich um die Jugendabteilung, die es seit gut 15 Jahren gibt. Sie bildet sich aus Töchtern und Söhnen der Gardisten. „Im Moment haben wir allerdings nur Mädchen in der Gruppe. Jungs fehlen derzeit“, sagt van der Bloemen. Das Alter reicht aktuell von vier bis 18 Jahren.

Peter van der Bloemen (l.) ist der Vorsitzende der Kempener Prinzengarde, Christoph Impelmanns (r.) sein Stellvertreter. Sie werben um Mitglieder und erklären, diese müssten nicht unbedingt aus Kempen stammen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ihren Anfang nahm die Prinzengarde am 23. Januar 1978. An diesem Montag vor 42 Jahren eröffnete Ferdi Paradys die Gründungsversammlung im Saal der Gaststätte Wilmen an der Kerkener Straße. Paradys selber war damals der Kommandeur einer locker organisierten Prinzengarde, die vornehmlich aus den Reihen des Schwimmvereins Aegir stammte. Es herrschte die Meinung, dass das eigene Engagement für den Karneval unter dem Dach eines eingetragenen Vereins formiert werden sollte. 25 stimmberechtigte Gäste kamen zusammen und hoben gemeinsam die Prinzengarde aus der Taufe.

Mit 15 aktiven Gardisten ging es los. Heute machen 43 aktive Gardisten die Prinzengarde aus. Der Verein selbst zählt knapp 300 Mitglieder. Wichtig war dem Verein von Anfang an die gute Zusammenarbeit mit dem Kempener Karnevals-Verein (KKV). Sie ist allein durch die Begleitung des Prinzenpaars gegeben. Beim Einzug von Prinz und Prinzessin ist schließlich auch das Komitee vom KKV mit von der Partei. Das alles zusammen ergibt ein schmuckes Bild. „Unsere gute Zusammenarbeit mit dem KKV führt oft dazu, dass wir mit dem KKV verwechselt werden. Auch wenn wir uns prima verstehen, so sind wir doch eigenständig“, sagt Christoph Impelmanns, der Zweite Vorsitzende der Prinzengarde.

Auch im Festzelt vom KKV an der Otto-Schott-Straße ist die Prinzengarde mit von der Partie. „Wir betreiben dort am Karnevalssamstag und -sonntag die Sektbar in einer modernen Variante“, erzählt van der Bloemen. Einer darf dabei nicht fehlen, und das ist der Gardetraum. Dahinter verbirgt sich ein Getränk, dessen Zusammenstellung ein Geheimnis ist und von der Prinzengarde streng gehütet und nicht verraten wird.

Aktuell ist die Prinzengarde auf der Suche nach aktivem Nachwuchs. Vom Alter her sind Männer zwischen 18 und 45 Jahren angesprochen. „Viele haben eine ganz falsche Vorstellung von der Prinzengarde und denken, es wäre extrem teuer, wenn man dazugehört. Dem ist aber nicht so. Eine aktive Mitgliedschaft in der Prinzengarde ist keine Frage des Portmonees“, betont van der Bloemen.

Bei den aktuellen aktiven Gardisten sind Berufe vom Handwerker über den Lkw-Fahrer und Großunternehmer bis hin zum Studenten vertreten. „Bei mir war es seinerzeit so, dass ein guter Bekannter, der Gardist war, mich angesprochen hatte, ob ich kein Interesse hätte, ebenfalls der Prinzengarde beizutreten“, erinnert sich Impelmanns. Er war interessiert und lief ein Jahr einfach mit. Es habe ihm sehr gut gefallen, sagt der Zweite Vorsitzende, und so trat er 2010 der Garde bei. Beim Ersten Vorsitzenden spielte sich genau das Gleiche ab, bevor auch er vor zehn Jahren eintrat. „Wer erst einmal so mitlaufen möchte, der bekommt eine Uniform aus unserem Fundus. Eigentlich finden wir immer etwas Passendes“, sagt van der Bloemen. Er selbst stammt aus St. Hubert, Impelmanns aus Schmalbroich. „Es braucht also niemand Angst zu haben, der nicht aus Kempen kommt“, sagen die beiden mit einem Augenzwinkern.

Ein großer Auftritt ist die Hoppeditz-Beerdigung

Zur Tradition der Prinzengarde gehört der Regiments- und Uniform­appell. Einen Regimentsappell gab es eigentlich immer schon. Der wandelte sich dann zum Regiments- und Uniformappell. Reichten früher noch die Räumlichkeiten der Gaststätte Wilmen, so ist heute der Saal vom Kolpinghaus gerade einmal ausreichend, um die Gäste aufzunehmen. 1999 wurde Rolf („Rolli“) Wilmen als Erster mit dem Ehrentitel ausgezeichnet.

In diesem Jahr gingen Ernennungsurkunde, Kappe und Orden an Georg Funken. Wenn die jecke Zeit zu Ende geht, tritt die Prinzengarde nochmals ganz groß in Erscheinung. Sie ist nämlich für die Hoppeditz-Beerdigung zuständig. Wobei diese erstmals auf dem Kempener Buttermarkt stattfindet, nachdem sie die vergangenen beiden Jahre im Kolpinghaus über die Bühne ging, und davor in der Gaststätte „Zum Bergwirt“ an der Kerkener Straße.

Und dann ist die Prinzengarde auch noch sportlich – und das bezieht sich nicht auf das Tanzen und das dazugehörige Training, das in der Regel ab Ende April/Anfang Mai startet. Seit rund zehn Jahren gibt es einen Lauftreff. Jeweils montags und donnerstags trifft man sich zum gemeinsamen Laufen.

Für den Kempener Karneval gilt: Die schmucke, rot-weiße Truppe, die vom Kommandeur angeführt wird, ist nicht mehr aus dem karnevalistischen Bild der Thomasstadt wegzudenken.