Sicher nichts für seichte Gemüter
Phil Robson Quintet begeistert Besucher im Campus am Spülwall.
Kempen. Ohren auf, Verstand an: Das Phil Robson Quintet ist sicher nichts für seichte Gemüter. Dass sich Anspruch und leichtfüßige Abendunterhaltung nicht gegenseitig ausschließen, bewiesen der Brite und seine Mitmusiker am Samstagabend auf eindrucksvolle Weise im Campus am Spülwall. Vor rund 70 Gästen zauberten sie instrumental, fachlich erstklassig und absolut unangestrengt. Diese Energie saugte das Publikum liebend gern auf, wippte und schnippte, bedachte die Künstler mit viel sattem Applaus.
Doch der Reihe nach. Phil Robson gilt als wandelbarer Gitarrist, der sowohl lehrt, als auch rockt und jazzt. All die Projekte, Auftritte und Einspielungen (das nächste Album erscheint im Mai) lassen auf einen rastlosen Vollblutmusiker schließen, der dabei oder gerade deshalb nichts an Spielfreude einbüßt. Er ist Feuer und Flamme für diesen Scofield-nahen Sound seiner handgemachten John-Case-Gitarre, wozu Titel wie „Fire and the Drum“ perfekt passen.
Druckvoll und einfühlsam zugleich lässt Robson die Gitarre erzählen, lässt blaue Akkorde durch schier endlose Motivlinien entstehen. Das Beste dabei: Dies geschieht absolut unaufgeregt, Robson ist kein Showman, sondern einer, der es dank guter Arbeit weit gebracht hat.
„Berlin“ ist der — Robson sagt das selber — einfallslose Name eines Stücks, in dem er drei Wochen Hauptstadt beschreibt. Die drei in diesen Minuten blau angestrahlten meterhohen Stofffahnen erinnern ans Brandenburger Tor, die Melodie sprudelt nur so hervor. Robson ironisch: „Hoffentlich ist der Song besser als sein Name.“ Die Antwort eindeutig: satter Applaus.
Der rastlose Phil fasst die gebotenen Songs des Albums „The Immeasurable Code“ unter dem Stichwort Kommunikation zusammen. Das knapp neunminütige „Telegram“ ist dafür ein schönes Beispiel. Die Romanze wandelt auf den Spuren des großen Duke Ellingtons und ist eine Zeitreise zu eleganten Leuten in gediegenen Hotels mit breiten Fluren, daumenhoch bemessenen Teppichen und spektakulär wallenden Samtvorhängen. Dieser Luxus klingt, wie ein guter Roter schmeckt: körperreich und sanft.
Am Ende, nach zwei Zugaben und verdientem Beifall, signieren Robson und Kollegen noch CDs, mach Smalltalk. Der Silberling lässt dieses angenehme Abendgefühl aufleben: Ohren auf, Verstand an . . . kr