Konzert I Sommermusik: Jazz bei Wein und Wunderkerzen
Roger Cicero und seine Big-Band präsentierten Jazz- und Swing-Werke Frank Sinatras vor rund 1400 Zuschauern.
Kempen. Frank Sinatra war ein Mann mit vielen Gesichtern: Er kämpfte gegen Rassismus und Armut, betrog seine Frau und hatte Kontakte zur Mafia-Szene. Vor allem aber war er einer der erfolgreichsten Musiker und Entertainer des 20. Jahrhunderts — und hat ein Repertoire hinterlassen, aus dem Musiker noch immer mit Begeisterung schöpfen. Der Hamburger Pop- und Jazzmusiker Roger Cicero hat anlässlich des 100. Geburtstags Sinatras ein ganz persönliches „Best-of“ seines Idols zusammengestellt. Im Rahmen der „Sommermusik an der Burg“ ließ er die Klassiker aus Jazz und Swing am Samstagabend auf der Burgwiese aufleben.
Bereits um 18 Uhr öffneten dort die Tore für die etwa 1400 Konzertbesucher, schließlich gab es rund um das Konzert ein umfangreiches kulinarisches Angebot. „Dazu zählen Weinstände und Gerichte von einem Sternekoch“, erklärte Mit-Organisator Christian Alberts vom Kempener Verkehrsverein. Nach über einem halben Jahr intensiver Vorbereitung durch den Verein war alles angerichtet für den Auftritt Ciceros, der zu den Klängen von Sinatras „Come fly with me“ in schwarzem Smoking und mit Hut die Bühne betrat.
Nach einem langen und heißen Tag brauchte es anfangs einige Zeit, bis es ihm gelang, das Publikum hinter sich zu bringen. Mit seinem dritten Song „The best is yet to come“ (zu Deutsch: „Das Beste kommt noch“) versprach er allerdings nicht zu viel: Spätestens bei seinem eigenen Jazz-Hit „Zieh’ die Schuh aus“ kurz vor der Pause brachte er die Kempener zum Mitsingen und -klatschen.
Cicero brachte Lieder über den Sommer und die Liebe zu Gehör. Seine größte Stärke auf der Bühne war die Flexibilität. So sang er im Wechsel englische und deutsche Songs. Seine einzigartige Stimme wurde zeitweise in Stücken wie „I’ve got a crush on you“ nur von seinem Pianisten begleitet, ehe die 13-köpfige Band wieder mit einem gewaltigen Sound einsetzte. Die Musiker begeisterten besonders bei einem anspruchsvollen Medley mit fließenden Übergängen zwischen dem Simon-&-Garfunkel-Klassiker „Mrs. Robinson“ und „Daft Punks“ „Get Lucky“. Schrille Flöten sorgten in den Big-Band-Arrangements für Abwechslung.
Cicero selbst fiel darüber hinaus durch seine freche Moderation auf. „Er war stets sehr nah am Publikum“, lobte Besucher Michael Beulertz (20), der mit Freunden zum Konzert gekommen war. Manch bissigen Kommentar („Kempen, wo ist die Begeisterung?“) nahmen ihm die Zuschauer dabei nicht übel.
Cicero schloss sein rund zweieinhalbstündiges Set mit dem Song, der Frank Sinatra in aller Welt bekannt gemacht hat: „New York, New York“. Die Hymne auf die schillernde US-amerikanische Metropole, in deren Theatern und kleinen Veranstaltungshallen Sinatras Karriere einst begann, wurde von Cicero und seiner Band großartig interpretiert und war im Schein zahlreicher Wunderkerzen ein würdiger Abschluss des Konzertabends. Nach zwei Zugaben verließen die Musiker die Bühne unter verdientem Applaus.