St. Hubert: SPD-Ortsverein feiert seinen 100. Geburtstag  Müntefering: „Ortsvereine tragende Säule“

St. Hubert  · Gratulantenreigen zum 100. Geburtstag der St. Huberter SPD. Auch ein Blick zurück fehlte nicht.

Volles Haus hieß es bei der Geburtstagsfeier der St. Huberter SPD. Viel Prominenz war gekommen. Unter anderen Franz Müntefering (im Vordergrund).

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Volle Hütte“ im Forum des Kendeldorfes. Die SPD St. Hubert hatte im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens zur Jubiläumsfeier gebeten. Unter großer Beteiligung von Gemeinschaften und Vereinen hatten sich etwa 200 Personen zur Gratulation und zur Feier versammelt. So war die St. Huberter Feuerwehr mit einer großen Abordnung gekommen, wie auch Spitzenbeamte der Stadt sowie Vertreter aller im Rat vertretenen Fraktionen. Der Hauptredner  war mit dem Zug aus Herne angereist: Franz Müntefering,  ehemaliger Vizekanzler, Minister, SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzender.

Mehrmals wurden die Ausführungen von Franz Müntefering von Applaus begleitet. Das 78-jährige „SPD-Urgestein“ hat nichts von seiner geschliffenen Rhetorik verloren. In freier, etwa 35-minütiger Rede schlug Franz Müntefering den weiten Bogen der sozialdemokratischen Partei, erinnerte an die Aufs und Abs, an die vielen Verbesserungen, sei es bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau oder in der Ostpolitik. Was ihm dabei besonders wichtig war: „Die Würde der Menschen in aller Welt ist unantastbar.“ Die Demokratie sei eine Lebensform. Und mit dem Blick auf AfD-Verantwortliche ergänzte er: „Jeder, der unser Grundgesetz nicht erst nimmt, darf niemals bei uns Regierungsverantwortung übernehmen.“

Müntefering kam ferner auf die Politik in den Kommunen und auf den Jubelverein zu sprechen. Er bezeichnete generell die vielen Ortsvereine mit ihren Kommunalpolitikern sowie die anderen Ehrenamtler, so in der Feuerwehr oder in den Heimatvereinen, als „eine tragende Säule unserer Gesellschaft.“

Lockerer Talk auf
einem roten Sofa

Als „Vertreter der anderen Feldpostnummer“ begrüßte lächelnd Hans Smolenaers, der das Ganze mit Martina Güldenbog moderierte, den ehemaligen CDU-MdB Julius Louven (85), der wie MdB Udo Schiefner (SPD) ein „Hüpperscher Jong“ ist. Später, als Louven und Schiefner zum Talk auf einer roten Couch beziehungsweise in roten Sesseln Platz nahmen, wurde so manches „Episödchen“ erzählt. So erinnerte sich Julius Louven noch daran, dass er in den 1980er Jahren kurz vor Weihnachten ein kleines Paket in sein St. Huberter Wohnhaus zugestellt bekam. Aus Angst vor einer Paketbombe wurde eigens ein Roboter in sein Haus transportiert. Die Analyse ergab: Es war ein Weihnachtsstollen, den ihm ein Bürger geschickt hatte.

Monatelang hatte ein sechsköpfiges Team die vierstündige Jubiläumsfeier vorbereitet. Unter dem Beisein der Alt-Bürgermeister Karl Hensel und Karl-Heinz Hermans gingen sowohl Kempens Bürgermeister Volker Rübo, seine Stellvertreterin Irene Steeger als auch Udo Schiefner auf die wechselhafte Geschichte der SPD in St. Hubert ein. Sie war 1918 von Georg Rongen gegründet worden (die WZ berichtete ausführlich). Kempens Historiker Hans Kaiser sprach außerdem über den Widerstand der Kempener SPD im Dritten Reich, nannte vor allem die Verdienste des Widerstandskämpfers Theo Schlagermann.

Bevor Raimund Glasmachers mit seinem Musikverein St. Hubert auf beschwingte Art und Weise zum Geburtstag gratulierte, dankte Bürgermeister Rübo der St. Huberter SPD für ihr Engagement. Irene Steeger erinnerte an die Zeit, als zu wichtigen Abstimmungen noch Busse aus Tönisberg ins Kendeldorf fuhren. Sie wünschte sich, dass sich noch mehr Menschen aktiv für Frieden und für ihr Zuhause einsetzen: „Viele sollten mehr tun, als nur ihre Unzufriedenheit im Netz oder an der Theke zu pflegen.“

Volker Rübo kam noch auf den geplanten Weggang von de Beukelaer zu sprechen. „Das war schon ein harter Schlag für uns“, kritisierte der Bürgermeister insbesondere, dass er dies aus der Zeitung und nicht von den Verantwortlichen erfahren habe.

Nicht nur Udo Schiefner bleibt nach wie vor eng mit St. Hubert verbunden. „Ne Hüppersche blievt ne Hüppersche“, meinte er schmunzelnd. Und Franz Müntefering versprach, zum 125-jährigen Bestehen der SPD St. Hubert wieder zu kommen. Dann wäre er 103 Jahre alt.