Stehender Applaus für eine gelungene Aufführung
Der Kempener Chor Laudate begeistert bei einem Konzert in der Propsteikirche.
Kempen. Wegen des großen Andrangs kann Christian Gössel seinen Taktstock erst zehn Minuten später als geplant zum ersten Einsatz heben. Mit einem rein instrumentalen Stück, der Sinfonia in d-Moll von Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784), beginnt das Orchester Camerata Louis Spohr Düsseldorf das Konzert. Gössel hat dieses Werk zur Einleitung gewählt, weil sich Mozart in seinem Requiem von diesem Stück inspirieren ließ, wie es am Satz Ricordare wieder zu hören ist.
Es folgt an der Orgel, gespielt von Stefanie Hollinger, ein weiteres Werk mit einer deutlicheren Beziehung zu Mozarts Requiem. Enjott Schneider (*1950) greift in seiner Komposition „At the edge of time. Reflections on Mozarts Requiem KV 626“ Elemente aus dem Requiem auf und übersetzt sie in seine Tonsprache.
Da scheint mit hohen Glockenschlägen die letzte Stunde zu schlagen, begleitet von hohen, lang gehaltenen Tönen. Register, die an historische Blasinstrumente erinnern, beginnen mit Melodien von meditativem Charakter.
Monumentales, Düsteres und bedrohlich Erscheinendes ertönt, das allmählich sphärisch und wieder vom Schlagen des Uhrwerks begleitet ausklingt. Die Organistin kann bei diesem Werk ein großes Spektrum der Orgelregister einsetzen und ausdrucksstark Stimmungen und Assoziationen rund um das Sterben interpretieren.
Nach dieser gründlichen Einstimmung kommt die große Schar der Sängerinnen und Sänger zum Einsatz mit Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Requiem KV 626 in der Fassung von Franz Beyer.
Eigens für diese Aufführung hat der Dirigent und Chorleiter den Kempener Chor Laudate mit einem großen Projektchor durch nicht minder musikbegeisterte Laien verstärken können. Die Partien der Gesangssolisten übernahmen vier junge studierte Sängerinnen und Sänger: Annabelle Heinen (Sopran), Esther Valentin (Alt), Kieran Carrel (Tenor) und Peter Rembold (Bass).
Schnell fällt die gute Artikulation des Chors auf, die es erlaubt, dem lateinischen Text des Requiems zu folgen. Verstärkt wird dies noch durch eine angemessene Interpretation der Inhalte.
Das Flehen um das Erhören des Gebets lässt sich auch ohne Textkenntnisse nachvollziehen. Auch bei den „Dies irae“, den Tagen des Zorns, der Rache, der Vorankündigung des Jüngsten Gerichts, verstehen es die Sängerinnen und Sänger, die Inhalte ausdrucksstark umzusetzen. Die Wechsel zwischen den Frauen- und Männerstimmen klappen hervorragend. Im „Rex tremendae“ (König schrecklicher Gewalten) versuchen sie in fast schon einschmeichelnder Weise, den Mächtigen zu einem „salva me“ (rette mich) zu bewegen. Ein sehr überzeugender Jubelgesang des Chors erklingt im Sanctus. Sein „lux perpetua“ (ewiges Licht) wird zu einem besonderen musikalischen Strahlen im stimmgewaltigen Schluss des Requiems.
Dieser Auftritt und diese Leistungen reißen die Zuhörer von den Sitzen. Mit stehendem Applaus bedankt man sich für diese gelungene Aufführung. Auch ein glücklich scheinender Dirigent applaudiert seiner großen Musikerschar.